EUHA Kongress 2015: Konnektivität, Tinnitus und Demenzvorsorge

Neueste Hörgerätetechnologien bieten mehr Lösungen als nur die reine Verstärkung von Geräuschen.

Der Internationale Hörgeräteakustiker-Kongress ist die internationale Leitmesse in Sachen Hörgeräte, Zubehör und Forschung. Der Kongress feiert dieses Jahr sein 60. Jubiläum. Neueste Erkenntnisse werden in Fachvorträgen und Workshops den interessierten Hörgeräteakustikern und Industrievertretern aus der ganzen Welt präsentiert und diskutiert. Die Themen reichen von Technologien, die das Sprachverstehen fördern, über Psychoakustik bis hin zu Cochlea Implantaten. Außerdem stellen Hörgerätehersteller den Fachbesuchern ihre Hörgeräte Neuheiten vor. Eines lässt sich dabei bei allen feststellen: Multimediale Verbindungen, Personalisierungsoptionen der Geräte durch den Nutzer, Tinnitus-Therapie und Demenzvorsorge sind die Trends der diesjährigen Neuheiten.

Trend Nr. 1 - Hörgeräte mit „Smart Hearing“ Technologien

Siemens Messestand

Auch Siemens präsentierte den Besuchern sein "Smart Hearing" Konzept

Die Begriffe „Smarte Hörgeräte“ und „Smartes Hören“ prägte der Hersteller GN ReSound wie kein anderer in der jüngeren Vergangenheit. Für Aufmerksamkeit sorgte in den letzten beiden Jahren die Präsenz auf der IFA, der Internationalen Funkausstellung, in Berlin. Hinter dem Begriff „Smartes Hören“ versteht man im Wesentlichen ein Konzept, das den Hörgeräten eine Vernetzung mit mobilen Endgeräten wie Smartphones oder Tablets ermöglicht. Der Vorteil: anstelle einer Fernbedienung oder mithilfe von Tastern am Ihrem Gehäuse können die Hörgeräte mit dem Smartphone an die jeweilige Situation angepasst werden. Der Hörgeräte-Träger kann so mit einer App die Lautstärke einstellen, Hör-Programme wechseln und diese teilweise anpassen. Einige Modelle erlauben es sogar, die Umgebungsgeräusche zu gezielt zu dämpfen oder auch die Richtwirkung der Mikrofone zu steuern.

Die Übertragung von Klängen vom Smartphone oder Tablet an die Hörgeräte, das sogenannte „Sound Streaming“ stellt eine weitere Komponente des "Smart Hearing" dar. So können Musik, Telefongespräche und die Klänge von Videos an die Hörgeräte übertragen werden. Hier unterschieden sich zwei wesentliche Konzepte. Einige Hersteller benötigen für diese Übertragung eine zusätzliche Fernbedienung, eine Übertragungsschnittstselle also. Andere können diese Verbindung direkt über eine Bluetooth-Verbindung herstellen. Weitere Informationen hierzu finden Sie im Ratgeber "Hörgeräte mit Bluetooth"

Trend Nr. 2 – Dem Tinnitus den Garaus machen

Widex Messestand

Widex führte eine vollkommen Chip-Plattform namens "Universal" ein

Neben der oftmals altersbedingten Schwerhörigkeit gibt es eine weitere, weitaus häufiger auftretende Einschränkung des Gehörs – den Tinnitus. Schätzungen zufolge gibt es in Deutschland circa 2,7 Millionen Betroffene, von denen ungefähr 50% zudem schwerhörig sind. Eine Schwerhörigkeit ist also oftmals eine Begleiterscheinung des Tinnitus. Hörgeräte haben seit jeher eine wichtige Bedeutung für eine Tinnitus-Therapie. Schließlich verstärken sie die Umgebung und lenken so von dem lästigen Pfeifton ab. Darüber hinaus lassen sich nun auch bestimmte, beruhigende Geräusche dieser Verstärkung beimischen. Häufig wird hier von einem sanften Rauschen gesprochen. Neu ist, dass der Hörgeräte-Träger diese individuell seinem Geschmack entsprechend einstellen kann. Aber auch andere Klänge, beispielsweise ein rauschender Bach oder den Wellenschlag am Strand, sind hier oft gewählte Optionen.

Trend Nr. 3 – Durch besseres Hören der Demenz vorsorgen

Die altersbedingte Schwerhörigkeit hat zwei Aspekte. Wenn das Gehör nachlässt, muss das Gehirn das fehlende Verstehvermögen auf Kosten anderer Funktionen, wie beispielsweise die Orientierungsfähigkeit oder das Erinnerungsvermögen, ausgleichen. Außerdem ziehen sich Betroffene nicht selten zunehmend zurück. Gesellige Runden werden gemieden, da aufgrund des mangelnden Verstehens Gespräche nicht nur für den Schwerhörigen, sondern auch für die Gesprächspartner schwierig werden.

Günther Beckstein Hörgeräte

Dr. Günther Beckstein und Christian Honsig von Sivantos präsentieren die Hörtest-Aktion

Beide Aspekte sind zwar nicht allein die Ursache für Demenzerkrankungen. Dennoch fördern sie ihre Entwicklung. Ein gut funktionierendes Gehör entlastet also das Gehör und gibt den Hörgeräteträgern die Sicherheit, selbst in geselligen und lauten Umgebungen, an Gesprächen teilnehmen zu können. Daher lohnt sich der Gang zum Hörgeräteakustiker oder zum HNO-Arzt, um eine Schwerhörigkeit richtig behandeln zu lassen. Dafür wirbt seit kurzem übrigens auch der ehemalige Ministerpräsident Bayerns Dr. Günther Beckstein.

Qualifizierte Hörakustiker in Ihrer Nähe

Er unterstützt eine bundesweite Hörtest-Aktion des Herstellers Sivantos. Außerdem haben die Hörgerätehersteller in den letzten Jahren viele Entwicklungen unter den Gesichtspunkten einer Demenzvorsorge entwickelt. Beispiele hierfür sind die Ohr-zu-Ohr Synchronisation oder die Frequenzverschiebung. Sie möglichen ein besseres Verstehen der Sprache und der Umgebung, selbst in herausfordernden Umgebungen.