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Börsenstart: Online-Brillenhändler Mister Spex

Mister Spex Börsen-Debüt in Frankfurt

Nun ist es also soweit: Ab dem 2. Juli wird die Mister Spex-Aktie in Frankfurt gehandelt. Lange wurde spekuliert, dabei war es eigentlich nur eine Frage der Zeit. Die Investorenstory stand schon lange, der IPO läuft und nun wird es ernst für die Berliner. Der Bruttoerlös aus dem Verkauf aller zu platzierenden neuen Aktien wird zwischen 225 Mio. und 264 Mio. Euro liegen.

NL-Teaser

Mister Spex möchte diese Erlöse vor allem für die Beschleunigung seiner Wachstumsstrategie, die internationalen Expansion des Omnichannel-Geschäftsmodells sowie die Rückzahlung eines Kredits zu verwenden. Die Preisspanne für den geplanten Börsengang wurde auf 23 bis 27 Euro je Aktie festgelegt. Das ergibt eine Marktkapitalisierung zwischen 763 Mio. und 895 Mio. Euro. Interessanterweise hat sich übrigens auch Luxottica Holland B.V., eine Tochtergesellschaft von EssilorLuxottica, bereit erklärt, Aktien im Wert von 50 Mio. Euro als Cornerstone Investor im Rahmen des IPO zu erwerben – vorbehaltlich marktüblicher Bedingungen.

Die Investoren-Story, Teil 1: Erfolgsrezept Omnichannel

Die Wirtschaftswoche bringt den Faktor auf den Punkt: „Mix-Händler wie Mister Spex oder Douglas machen vor, wie er aussehen kann – der Einzelhandel der Zukunft“. So konnte Mister Spex im Pandemiejahr 2020 seinen Umsatz erneut zweistellig um 18 % auf 164 Mio. Euro steigern (144,6 Mio. Euro in Deutschland). Und das, obwohl der Gesamtmarkt in Deutschland im letzten Jahr um 8 % geschrumpft ist.

Ein Effekt, von dem andere „Stay at home“-Aktienanleger von HelloFresh & Co. bereits kräftig profitiert haben. Die spannende Frage aber: Wie geht es weiter? Das Management zumindest rechnet für das aktuelle Jahr ebenfalls mit einem Wachstum: im moderaten, zweistelligen Bereich. Das Vorsteuerergebnis ist mit 9,9 Mio. Euro im Minus, jedoch stieg das bereinigte EBITDA um 75 % auf 5,8 Mio. Euro.

Seit 2016 eröffnen die beiden Co-CEOs Dirk Graber und Mirko Caspar eigene Ladenlokale, vor allem in gut frequentierten Fußgängerzonen und Einkaufszentren. Das Ladenkonzept erhielt Auszeichnungen wie Red Dot Award und iF Design Award. Es handelt sich um Marken Flagship-Stores, die den Brillenkauf zum Erlebnis machen sollen. Und das sowohl für Online-Kunden, hier insbesondere Sehtests für Gleitsichtbrillen, als auch Laufkundschaft, die zu Online-Kunden werden sollen.

Inzwischen nennt Mister Spex („zum Redaktionsschluss“ sei hinzugefügt) über 39 Filialen in Deutschland sein Eigen, zwei weitere in Stockholm und eine in Wien. Fachgeschäfte und Online-Shop in Kombination sind nach Unternehmensangaben die Garanten für Mehrfachkäufe. Zu guter Letzt wurde das für die Kunden leidige Thema Refraktionsdaten durch einen Online-Sehtest gelöst, der seit Mitte letzten Jahres verfügbar ist.

Teil 2: Vielfalt und Wachstum

100 bekannte Marken, Labels und Eigenmarken sorgen für das mehr als 10.000 Korrektions- und Sonnenbrillen umfassende Sortiment, dass zudem alle gängigen Kontaktlinsenmarken umfasst, Pflegemittel und Zubehör inklusive natürlich. 85% der Bestellungen verlassen noch am selben Tag das Lager der Berliner, immerhin 20.000 Bestellungen, pro Tag.

Customer-Journey
Digital gestützter Service- und Kaufprozess, nahtlos verzahntes Erlebnis online und offline
Quelle: Mister Spex

Mehr als 5 Mio. Kundinnen und Kunden verzeichnet Mister Spex nach eigenen Angaben europaweit. 41 eigene Stores und mehr als 400 Partneroptikerinnen und Partneroptiker sorgen deutschland- und europaweit vor allem für die Sehtests und lösen knifflige Fälle. Um diese künftig auch mit eigenem Personal in den Griff zu bekommen, betreibt Mister Spex seit 2015 ein eigenes Ausbildungsprogramm namens #teamspex mit aktuell 2 Augenoptik-Ausbildungsstätten in Berlin und Münster.

Was bleibt? Einen Vergleich kann man sich ja mal zu Rate ziehen: Fielmann kommt derzeit auf eine Kapitalisierung in Höhe von circa 5,5 Mrd. Euro, sprich dem 4-fachen seines Netto-Umsatzes. Das würde bei Mister Spex einen Wert in Höhe von circa 660 Mio. Euro bedeuten. Wie bei allen IPOs und Online-Unternehmen steckt eine Menge Goodwill im Preis. Fielmann hingegen ist profitabel und zahlt Dividenden. Andersrum: Fielmann wurde 1972 gegründet und seit 1994 an der Börse. Mister Spex lockt also vor allem mit seinem enormen Wachstumstempo.


Zum Weiterlesen:

Mister Spex mit erstem Online-Sehtest

10 Jahre Mister Spex – Vom Online-Händler zum Retailer

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