Vortrag mit spannenden Fakten über Höranstrengung
Melanie Krüger vom Hörzentrum Oldenburg hat auf dem Hörex Kongress am 12.11.2021 in Kassel mit ihrem Vortrag „Neue Messverfahren jenseits der Ton- und Sprachaudiometrie: Binaurale Lautheitssummation und Höranstrengung“ spannende Einblicke in die Höranstrengungs-Messung in der Hörgeräteversorgung gegeben. Höranstrengung wird als Preis bezeichnet, der von unserer Konzentration geleistet werden muss, damit Sprache verstanden werden kann. Dieses Phänomen der erhöhten Anstrengung erfahren sowohl Normalhörende als auch Menschen mit einer Hörschädigung.
Einsatz in der Praxis
In der Forschung werden aufwendige Verfahren wie die Messung des Pupillendurchmessers (Pupillometrie) oder die Ableitung von Hirnströmen (Elektroenzephalografie, EEG) zur Bestimmung der Höranstrengung verwendet, die für den Einsatz in der täglichen Praxis aber ungeeignet sind. Das am Hörzentrum Oldenburg entwickelte Verfahren zur Bestimmung der Höranstrengung ACALES ermöglicht es, die individuelle Höranstrengungskurve individuell zu bestimmen. Dabei werden Situationen mit unterschiedlichen Signal-Rauschabständen präsentiert und der Teilnehmer muss die empfundene Höranstrengung auf einer Skala zwischen „extrem anstrengend“ und „mühelos“ bewerten.
Das Verfahren wurde in vielen audiologischen Studien bereits eingesetzt. Dabei zeigte sich, dass auch in anstrengenden Kommunikationssituationen in denen eine Sprachverständlichkeit von 100% vorliegt, der Nutzen einer Hörgeräteversorgung durch eine verringerte Höranstrengung nachgewiesen werden kann. Ein weiterer Vorteil gegenüber Sprachverständlichkeitsmessungen, ist dass die Höranstrengungskurve über einen großen Bereich des Signal-Rauschabstandes bestimmt wird und Messergebnisse für einfache und schwierige Bedingungen innerhalb einer Messung ermittelt werden.
Bildquelle: Hörzentrum Oldenburg gGmbH
Die Höranstrengungsmessung leistet eine große Hilfe bei dem Vergleich von Hörgeräten. Die Präferenz des Kunden stimmt nicht unbedingt mit der gemessenen Sprachverständlichkeit überein. In der Höranstrengungsmessung werden unterschiedliche Hör-Dimensionen kombiniert abgefragt. Ein Gerät mit einer hohen Sprachverständlichkeit, bei dem aber das Klangempfinden als anstrengend wahrgenommen wird, schneidet dann in der Höranstrengungsmessung schlechter ab als ein Gerät, bei dem bei ähnlichem Sprachverstehen das Klangempfinden als angenehm bewertet wird. Auch störende Nebengeräusche oder Verarbeitungsartefakte wirken sich negativ auf die Höranstrengung aus.
Beim Einsatz der Höranstrengungsmessung als Erfolgsdemonstration einer Hörgeräteversorgung wird die unversorgte Messung als Referenzmessung herangezogen. Die Verbesserung der Höranstrengung durch die gewählte Versorgung wird ermittelt und kann auf intuitive Weise dem Kunden dargestellt und erläutert werden. Die Verbesserung wird dabei in Prozent ausgedrückt, was die Kommunikation der Ergebnisse deutlich vereinfacht. Auf Wunsch kann auch die gesamte Höranstrengungskurve dargestellt werden. Bei der Hörgeräte-Versorgung in denen die Verbesserung in schwierigen Situationen deutlich anders ausfällt als die Verbesserung in einfachen Hörsituationen liefert die Höranstrengungsmessung dem Akustiker wertvolle Hinweise, wie der Erfolg der Versorgung gegenüber dem Kunden kommuniziert werden kann.
Fazit
Subjektive Messverfahren zur Bestimmung der Höranstrengung sind im Fachgeschäft flexibel einsetzbar und messen die kombinierte Hör-Wahrnehmung des Kunden in leichten und schwierigen Hörsituationen. Die Höranstrengung liefert Informationen über den Versorgungserfolg über einen großen Bereich des Signal-Rauschabstands, die in Sprachverständlichkeitsmessungen verborgen bleiben.
Die Höranstrengungsmessung ACALES kann auf www.acales.de heruntergeladen und für 30 Tage kostenlos getestet werden.
