Kommentar: Wohin geht´s, Sonova?

Kommentar: Wohin geht´s, Sonova?

Was war da in der NZZ zu lesen? „Hörgeräte für den Supermarkt“ titelte die letzte Sonntagsausgabe der Neuen Zürcher Zeitung NZZ einen kleinen Artikel – mit großer Wirkung. Dank sozialer Netzwerke brach hierzulande eine breite und teils so empörte Diskussion aus, dass Sonova Deutschland beschwichtigen musste, wie Audio Infos (Artikel unten) berichtete. Was war also los und warum hat es Sonova gerade alles andere als leicht am Aktienmarkt?

Bose und Halbjahresergebnisse drücken auf Aktienkurs

Mit Spannung wurde das Halbjahresergebnis von Sonova erwartet. Nicht ohne Grund: Anfang Oktober brach der Aktienkurs binnen zwei Wochen um 20% auf 136 € je Aktie ein. Ein gewichtiger Grund war die Zulassung eines „Hörgerätes“ von Bose durch die US-amerikanische Food & Drug Administration. Auch andere börsennotierte Hersteller hatten Aktienkurseinbußen, doch Sonovas wirkt scheinbar besonders nach. Darauf hat Sonova nun indirekt geantwortet.

Ja oder ja

Ob gewollt oder nicht - die Verlautbarung des Sonova CEOs Arnd Kaldowski „Wir denken über Geräte nach, die ohne Beratung eines Akustikers verkauft werden“ las sich für viele durchaus kritisch. Dieses Terrain hatte bisher kein Hörgeräte-Hersteller offen betreten, bis auf ein paar weniger bekannte Ausnahmen.

Fakt ist, dass Bose für Furore gesorgt hat und sicher auch noch für ebensolche sorgen wird. Und man muss kein Prophet sein, wenn man vermutet, dass das auch andere Technikriesen schon fleißig entwickeln, und ja auch schon zögerlich gestartet sind.

Schließlich ist die Zielgruppe mit leichtem Hörverlust und mit einem geringeren Einstiegsalter eine besonders spannende. Zahlungskräftig und technikaffin ist sie außerdem. Insofern kann die Initiative von Sonova global betrachtet und aus Sicht eines börsennotierten Unternehmen durchaus Sinn ergeben: neue Produktkategorie für neue Zielgruppen und so neue Distributionskanäle erschließen. Das klingt gut, vor allem für Analysten, sorgte aber für Verwirrung.

Und ja, die USA sind ja weit weg, wie auch Sonova Deutschland dem Bericht von Audio Infos nach nochmal deutlich gemacht hat. Folgt man den Diskussionen, sehen viele die Herausforderung schon bald in Europa, deutlich weniger wiederum sehen darin durchaus auch Chancen.

Die Halbjahresergebnisse und Phonak Marvel

Der Hörgerätehersteller Sonova hat im ersten Halbjahr 2018/19 Umsatz und Gewinn gesteigert, vor allem getragen durch neue Produkte im Cochlea-Implantate-Segment. Doch wie das immer so ist: die Analysten erwarten viel. Immer mehr und mehr, wie mir scheint. Daher enttäuschte das insgesamt doch recht positive Ergebnis.

Wiederaufladbar und Made-for-All: der vielversprechende Hoffnungsträger Phonak Marvel

Der Umsatz von Sonova ist im ersten Halbjahr gegenüber der Vorjahresperiode um 4,0 Prozent auf 1,30 Milliarden Franken gestiegen. Das organische Wachstum lag bei einem Wert von 2,6 Prozent, was Analysten im Vergleich zur Vorjahresperiode mit einer Wachstumsverlangsamung gleichsetzen.

Der Unternehemensgewinn, das  EBITA, wuchs um 7,6 Prozent auf 251,3 Millionen Franken. Die aktuelle Marge von 19,3 Prozent wuchs leicht im Vergleich zum Vorjahr um 0,7 Prozent. Insgesamt bleibt ein um 6,5 Prozent höhrer von 193,4 Millionen Franken.

Hoffnung Phonak Marvel

Zu Recht kann Sonova nun auf die Einführung seines neuen Systems Phonak Marvel zählen. Allem Anschein nach wird das Produkt das halten, was es verspricht: „Made for alll“ auf beiden Ohren. Das Interesse auf dem EUHA Kongress war erwatungsgemäß groß. Getragen wird die Einführung von einer großen TV-Kampagne, die Mitte Januar in Deutschland starten wird.


Zum Weiterlesen:

Sonova dementiert Meldung in der NZZ Sonntagsausgabe - Audio Infos

Kommentar: USA Zulassung für Bose Hörgerät


Ihr Autor: Marco Schulz

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