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Wissenschaft: Was macht Klang eigentlich aus?

Widex Academy gibt Einblicke in Forschung

Jedes Mal, wenn ein neues Hörgerät auf den Markt kommt, wird von Klang gesprochen: Natürlicher Klang, Klangerlebnis, Klangwunder, Klangwelten – Es versteht sich von selbst, dass gerade Hörgeräteherstellern der Klang besonders wichtig ist; schließlich soll Schwerhörigen ein Klangerlebnis ermöglicht werden, das dem natürlichen Hören so nah wie möglich kommt. Doch wie genau ist guter Klang überhaupt definiert?

Widex Teaser

Jüngste Forschungen zur Klangqualität von Hörgeräten „Was bedeutet Klangqualität wirklich? Wie ist sie definiert und ist meine Klangqualität die gleiche wie Ihre?“ Diesen und anderen Fragen gingen zwei Referenten auf den Grund. Die Widex Academy bot zwei Wissenschaftlern Bühne, Forschungserkenntnisse zum Thema Klang zu präsentieren: Florian Wolters ist Research Engineer bei ORCA Europe, einem Stockholmer Forschungslabor für Hörgeräte und Hörgeräteanpassung, und Simon Müller ist audiologisch-wissenschaftlicher Leiter bei Widex.

SNR ist nicht alles

Signal-Rausch-Verhältnisse, kurz SNR’s, sind ausschlaggebend für das Verstehen von Sprache im Lärm. Wie Florian Wolters zusammen mit ORCA-EU herausgefunden hat, weichen die SNR’s in welchen Hörgerätefunktionen durch Sprache-im-Lärm-Tests in Laboren oder Kliniken untersucht werden häufig von realen Situationen im Alltag ab. Um die realistischen SNR’s im echten Leben besser zu verstehen, führte ORCA Europe Untersuchungen durch. Herausgefunden wurde unter anderem, dass hörgeschädigte Menschen unterschiedlich starke Verstehschwierigkeiten in Situationen mit ähnlichen SNRs haben. Ergo: Schallpegel und SNRs können nicht allein ausschlaggebend für den Grad der Hörschwierigkeiten und -herausforderungen sein.

Guter Klang ist individuell

CoSS Framework
Das von ORCA-EU entwickelte CoSS Framework ermöglicht eine Kategorisierung verschiedener Klangumgebungen, die zu einer individuelleren Klangqualität füren kann.
© Widex Academy

Das von ORCA-EU entwickelte CoSS Framework ermöglicht eine Kategorisierung verschiedener Klangumgebungen, die zu einer individuelleren Klangqualität füren kann.

Der oft bevorzugte Ansatz zum Testen von Hörleistung und Nutzen der Hörgeräte sind Tests in Labor- oder klinischem Umfeld. Diese Vorgehensweise lässt jedoch wenig Spielraum zu und wird vor allem aufgrund der besseren Kontrollierbarkeit und einheitlichen Durchführung gewählt.

ORCA-EU hat, statt zu versuchen, eine durchschnittlich gute Klangumgebung für den Durchschnittsnutzer zu schaffen, eine neue Lösung entworfen, durch die die Klangqualität für den Einzelnen individualisiert und personalisiert werden kann: Das Common Sound Scenarios (CoSS) Framework. Es bietet die Möglichkeit, Klangumgebungen aus dem echten Leben zu kategorisieren. Unter Berücksichtigung der Tatsachen, dass schwierige Situationen nicht immer Sprache im Lärm beinhalten und diese Situationen einen bedeutenden Anteil unseres Alltags ausmachen, konnten 14 Klangszenarien herausgearbeitet werden, deren Einbezug zu einer natürlicheren Klangqualität für den Einzelnen führen kann.

Die Ohren hören, das Gehirn versteht

Bildung von Sprachverstehen
Das Wissen darüber, wie Sprache und Klänge im Gehirn verstanden werden kann genutzt werden, um auch mit Hörgeräten eine höhere Klangqualität zu erzielen.
© Widex Academy

Das Wissen darüber, wie Sprache und Klänge im Gehirn verstanden werden kann genutzt werden, um auch mit Hörgeräten eine höhere Klangqualität zu erzielen.

Mit dem individuellen Hören auf neuronaler Ebene beschäftigt sich Simon Müller. Bestandteil seiner Forschung ist die Art und Weise, wie das Gehirn Sprache erkennt und von Umgebungsgeräuschen trennt und wie selbige in die Entwicklung von Hörgeräten eingebracht werden kann. Das Gehirn gruppiert die einzelnen Quellen ein. Dadurch kann es mehrere Sprecher unterscheiden und Störgeräusche weitestgehend ausblenden. Die Schallanalyse geschieht durch zwei Mechanismen: Die simultane Gruppierung, also beispielsweise dem Erkennen verschiedenartiger Sprecher, und die Verfolgung eines Signals durch eine fortlaufende Gruppierung, beispielsweise, wenn einem Sprecher unter anderen gefolgt wird. Wie gut diese Gruppierungen funktionieren, hängt maßgeblich von der Qualität des Eingangssignals ab.

Diese Erfahrungen machte man sich bei der Entwicklung von Widex PureSound zunutze. Durch den zusätzlichen, ultraschnellen Signalverarbeitungsweg, welcher den insbesondere bei offenen Versorgungen auftretenden Delay-Effekt eliminiert. So können wichtige temporale Informationen des akustischen Signals erhalten werden. Dem Gehirn wird damit ein sehr nah das gesunde Hören heranreichender Klang zur Verfügung gestellt, mithilfe dessen es die Schallanalyse wie gewohnt vornehmen kann.

Umsetzung von individuellem Hören mit Hörgeräten

Die beiden Vorträge der Widex Academy boten Einblick in die Hintergrundforschung, die benötigt wird, um individuelles und natürliches Hören noch weiter voranzutreiben. Natürlicher Klang – Vor allem für Erstnutzer von Hörgeräten ist er ausschlaggebend, denn diese erinnern sich in der Regel noch am besten daran, wie sich die Welt mit gesundem Gehör angehört hat.

Dem begegnet Widex mit der aktuellen MOMENT-Plattform und PureSound. Das Konzept, das Gehirn hören zu lassen, vertreten jeweils auf ihre Weise auch andere Hörgeräte-Hersteller wie Oticon mit BrainHearing. Letztlich entscheidend ist aber: Jeder Mensch bewertet Klang ganz individuell. „Es gibt keine standardisierte und allgemeingültige Definition von Klangqualität“, folgert auch ORCA-EU.

Bedarfsgerechte Anpassung

Hören ist ein höchstindividuelles Thema. Daher empfiehlt es sich sicherlich auch, in Zuge der Anpassung bestimmte Klangassoziationen und Wünsche abzufragen. In welcher Situation ist guter Klang für den Kunden besonders wichtig? All diese Aspekte kann man in die Bedürfnisanalyse einfließen lassen. Ganz im Sinne von Widex: „Das Ziel ist es, einen unverfälschten Klang zu liefern, aber wenn Sie ihn auf Ihre eigene Art und Weise abmischen möchten, stellen wir Ihnen auch diese Möglichkeit zur Verfügung.“

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