Geschichte des Hörgerät

Vom Hörrohr zum modernen Hörsystem

Hörrohr

Taubheit, Hörminderung oder Schwerhörigkeit gab es schon immer. Die Geschichte des Hörgeräts begann allerdings erst vor einigen hundert Jahren.

Lange Zeit glaubte man, dass Leute, die schlecht hören auch geistig zurückgeblieben sind. Für unsere Vorfahren, die Jäger und Sammler, war ein gutes Gehör überlebensnotwendig. Kam es zu einem Hörverlust, waren ihre Überlebenschancen äußerst gering.

Erste Hörrohre im 17. Jahrhundert
Die ersten Hörhilfen waren Hörrohre. Es gab sie in vielfältigen Formen und Größen. Dabei handelt es sich um einen Trichter, der den Schall verstärkt. Um 1700 baute der Blasmusik-Fabrikant William Bull als erster Hörrohre in Serie. Als Materialien für die Hörhilfen dienten Messing, Kupfer, Aluminium, Silber, Elfenbein und Glas.

Meilensteine in der Kommunikationstechnik

Das Telefoniehörgerät
Mit der Erfindung der Telefone und der Entdeckung des elektrischen Stroms Ende des 19. Jahrhunderts gab es auch eine Weiterentwicklung bei den Hörgeräten. Es entstand das sogenannte Telefoniehörgerät. Dieses Hörgerät bestand aus einem Mikrofon und Hörer der einen großen Schalldruck erzeugen konnte. Im Laufe der Zeit wurden die Geräte immer kleiner, so dass die Telefoniehörgeräte am Körper getragen werden konnten.

Die ersten elektronischen Hörhilfen
1896 baute der Engländer Bertram Thornton das erste Hörgerät mit Kohlemikrophon, einem magnetischen Hörer (inklusive Lautsprecher) und drei Batterien. Dieses erste Tisch-Hörgerät war jedoch noch sehr unhandlich und schwer. 1898 baute die Acouphone Company elektrische Hörgeräte in Serienreife.

In großen Schritten zum modernen Hörgerät
Um 1920 waren die Hörgeräte bereits klein genug, um sie in der Handtasche unterzubringen. Der Amerikaner Arthur Wengel erfand 1937 das tragbare Röhrenverstärker-Hörgerät. Dieses hatte den Vorteil, dass es verschiedene Verstärkungen in den diversen Frequenzbereichen einstellen konnte. Damit wurden die tiefen Töne nicht als zu laut und die hohen Töne nicht als zu leise empfunden. Der Nachteil war, dass die Geräte noch sehr groß waren und Strom aus der Steckdose brauchten. 1940 wurden die Batterien immer kleiner und leistungsfähiger. 1950 setzte die Entwicklung des am Körper zu tragenden Hörgeräts mit Verstärkerröhren ein.

Die Transistorgeräte
Mit den ersten Transitorenverstärker um 1952 wurden die Hörgeräte deutlich kleiner und handlicher. 1966 führte die Firma Siemens Audiologische Technik das weltweit erste Im-Ohr-Hörgerät mit der Produktbezeichnung „Siretta 339“ ein.

Die Design-Varianten des Hörgeräts
In den frühen 60-er Jahren des 20. Jahrhunderts kam das Design auf den Markt, das sich bis heute gehalten hat: Das Hinter-dem-Ohr-Gerät (HdO). Seit diesem Zeitpunkt hat sich die Technologie der Hörgeräte – dank den Fortschritten in der Mikroelektronik – rasant entwickelt. In den späten 80er Jahren fand das Im-Ohr-Gerät allgemeines Interesse. Allerdings reichte die Verstärkung zunächst nur für geringe bis mittelschwere Hörbehinderung aus.

Digitale Geräte

Heutige Hörgeräte verfügen über digitale Technologie und sind mit leistungsstarken Computerchips ausgestattet. Doch nicht nur die Technologie, sondern auch die Akzeptanz gegenüber Hörgeräten hat sich verändert. Kleinere Geräte, neue Designs und modische Farbgebung helfen heute dabei, dass das Tragen von Hörgeräten als selbstverständlich erachtet wird. Mit den sogenannten CIC-Geräten oder DIC (complete / deep in the channel / komplett im Ohrkanal verschwindend) erlebte die Miniaturisierung der Hörgeräte ihren vorläufigen Höhepunkt. Gleichzeitig werden Hörgeräte immer stärker mit anderen Medien über Bluetooth oder andere drahtlose Technologien verbunden. Heute sind die Produkte mit Smartphones oder Fernsehern per Knopfdruck vernetzt.

 

Foto: Siemens Audiologische Technik