10 Jahre Mister Spex - Vom Online-Händler zum Retailer

10 Jahre Mister Spex - Vom Online-Händler zum Retailer

Wenn der Postbote klingelt, ist die Freude groß. Sie sind da. Die Klamotten oder Schuhe aus dem Internet, die man noch nie anhatte. Wer von uns hätte vor zehn Jahren gedacht, dass man sich so glücklich machen kann. Dem vorausgegangen sind Marken-Promotions, Sale-Angebote oder ein endloses Filtern des Sortiments. Großansicht bitte. Oh, ähnliche Produkte gibt´s auch noch

… das alles anstatt dem Gang zur örtlichen Kaufhaus-Kette oder Boutique. Fast alles scheint irgendwie zu gehen. Wer jetzt nur „rote Zahlen“ im Kopf hat, kann sich irren. Möbel, Schmuck, Reisen, Matratzen seit einiger Zeit sogar der Rollbraten und das Wurstpaket fürs Wochenende oder vollwertige Bestattungen inklusive Sarg und Musik. Der örtliche Ansprechpartner scheint mehr und mehr zum „nötigen, umsetzenden Partner“ und auf lange Sicht zum Auslaufmodell zu werden.

Mister Spex-Store in Berlin Steglitz
© Mister Spex

Mister Spex erweitert stationären Handel

In die gleiche Kerbe haut auch Mister Spex, Onlinebrillenhändler und zum zehnjährigen Jubiläum eigentlich schon so weit gekommen, dass weder der Name noch das Geschäftsmodell keiner Erklärung mehr bedarf. Pünktlich zum 10. Geburtstag vollzieht der Onlinegigant mit bis zu 15.000 versendeten Paketen am Tag eine vermeintliche Rolle rückwärts und gibt die Standorte seiner nächsten vier Retailerstores bekannt. Neben Berlin Mitte und Steglitz, Bochum, Oberhausen und zuletzt Dortmund und Bremen wird demnächst in Essen, Erfurt, Frankfurt und Münster Sekt Eröffnung gefeiert.

Echte Läden, mit Tür, Schaufenster und Beratung. Was auf den ersten Blick im Online-Versand recht old-fashioned wirkt, ist die Speerspitze der Omnichannel-Strategie und eigentlich logische Schlussfolgerung aus dem bisherigen Ablauf eines Brillenkaufs bei Mister Spex. Denn online geht tatsächlich viel, Modell aussuchen, virtuell anprobieren, Brillendaten eingeben und einfach bestellen, so sagt es die Werbung.

Aber um an die, in der Werbung mit einem halben Nebensatz bedachten, „Brillendaten“ (nennen wir das mal Refraktionsdaten) zu kommen, braucht der Kunde von Mister Spex noch immer einen Optiker vor Ort, der die Refraktion durchführt (PD nicht vergessen) und die Erfahrung aus hunderten, wenn nicht tausenden, Anpassungen und nicht zuletzt aus einer fundierten Optikerausbildung einbringt.

Die Brille aus dem Internet und Beratung vor Ort

Das Partner-Handling dürfte für Mister Spex mit den neuen Stores dann in Zukunft auch entfallen, zumindest teilweise. Denn: Mit wachsendem Filialnetz wird es einfacher, den Kunden von der Onlineanprobe direkt in den nächsten Mister Spex Store zu schicken. Hier bekommt er nicht nur seine „Brillendaten“, sondern kann auch direkt schauen, ob das Brillenmodell in Echt tatsächlich eine kleinere Nase macht oder nicht.

Das Logistikzentrum von Mister Spex in Berlin Charlottenburg
© Mister Spex

10 Jahre Mister Spex – vom Startup zum Grownup

In diesem Jahr begeht Mister Spex sein 10-jähriges. Eigentlich 2007 gegründet zeigte Mister Spex, dass auch Brillen übers www verkauft werden sollen und können. Gut, einen Großteil des Umsatzes wird den Kontaktlinsen, Sonnenbrillen und Einstärkenbrillen zugeschrieben. Dass Kontaktlinsen ein wichtiges Feld werden, erkannte Mister Spex. 2013 und 2015 erwarb Mister Spex die Online-Shops Lensstore und Loveyewear aus Schweden und den Kontaktlinsenhersteller Lensit aus Norwegen.

Heute ist Mister Spex zudem in Österreich, Frankreich, Großbritannien, Spanien, den Niederlanden und der Schweiz aktiv, beschäftigt 450 Mitarbeiter und erwirtschaftete 2016 100 Millionen Euro Umsatz. Ebenfalls nach eigenen Angaben ist das Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit seinen dortigen drei Millionen Kunden seit 2016 profitabel.

Schlaue Schlussbemerkung

Wer hätte vor 10 Jahren gedacht, dass Mister Spex einmal Geschäfte eröffnen wird? Geschäftsmodelle können und müssen sich im Laufe der Zeit wandeln. Schließlich ändern sich ja auch die Kundenbedürfnisse und das Kaufverhalten aufgrund neuer Vertriebswege oder technisch medialer Möglichkeiten. Die Eröffnungen der Mister Spex-Fachgeschäfte zeigen: eine Verzahnung des Online-Geschäftsmodells mit stationären Angeboten ergibt Sinn.

Und es lassen sich zudem Kunden ansprechen, die auf dem klassischen Weg Brillen oder Kontaktlinsen kaufen möchten. Das Online-Kauferlebnis abzurunden mit dem offenkundingen Bedürfnis, beim Brillenkauf auf einen echten Menschen zu treffen, scheint zum neuen Verständnis in Berlin zu werden. Wird Mister Spex vor Ort zur direkten Konkurrenz für die bisherigen Partner? Nein, denn die Fachgeschäfte sind an zentralen Orten, an denen Mister Spex keine Partner hat, mit Ausnahme des Bremer Standortes.