Anzahl der Schwerhörigen in Deutschland 2021

Anzahl der Schwerhörigen in Deutschland 2021

Die Welt hört immer schlechter – Doch wie steht es aktuell um Deutschland und Europa?

Statistiken gibt es für alles – denkt man. Doch bis heute kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, wie viele Menschen in Deutschland schwerhörig sind. Versuche, Annäherungen zu finden, gibt es; jedoch mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen. In unserer Zusammenfassung einiger Statistiken aus dem Jahr 2016 reichte die Quote je nach Quelle von unter 4 % (BARMER GEK) bis über 12 % (EuroTrak).

Schwerhörigkeit in Deutschland

Die tatsächliche Anzahl der Schwerhörigen in Deutschland zu ermitteln ist nicht so einfach. Viele Faktoren beeinflussen die Ergebnisse: Das beginnt bei der teils unterschiedlich festgelegten Definition von Schwerhörigkeit und endet bei der Art der Befragung. Dennoch gibt es Studien mit guten Ansätzen. Einen Anhaltspunkt gibt beispielsweise die in regelmäßigen Abständen aktualisierte EuroTrak Studie1. Die letzte Befragung von 2018 ergab einen Anteil von 14,1 % volljährigen Schwerhörige in Deutschland. Leider ließ diese Studie keine Prognose für 2021 zu.

Studie: Etwa 17,1 % der Deutschen gelten 2021 als schwerhörig

Kritischer und vor allem auf Basis vieler verschiedener vorangegangener Beobachtungen ging Petra von Gablenz, Institut für Hörtechnik und Audiologie der Jade Hochschule Oldenburg, in ihrer Studie von 2017 heran. Sie liefert damit das – unserer Meinung nach – aussagekräftigste Ergebnis: Damals betrug der Anteil der schwerhörigen Erwachsenen in Deutschland 16,2 %, was etwa 11,1 Millionen Menschen entspricht2. Als schwerhörig gelten hier nach den WHO Kriterien Menschen mit einer mindestens geringgradigen Schwerhörigkeit, also mehr 25 dB Hörverlust.

Außerdem prognostizierte sie ein Wachstum um etwa 150.000 bis 160.000 Schwerhörige pro Jahr. Auf das Jahr 2021 gerechnet dürfte es in Deutschland ausgehend von einem jährlichen Zuwachs von 150.000 demnach heute etwa 11,7 Millionen erwachsene Schwerhörige geben, was einem Bevölkerungsanteil von 17,1 % entspricht – also fast 1 % mehr als bei unserer letzten Beobachtung.

Schwerhörigkeit Europa im weltweiten Vergleich

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Die WHO geht von einem weltweiten Anstieg der Schwerhörigkeit aus. Europa ist verglichen mit anderen Regionen vergleichsweise wenig betroffen.

Der World Report on Hearing der WHO lässt zwar keine Schlüsse auf Deutschland im Speziellen zu, zeigt jedoch, dass zumindest ganz Europa im weltweiten Schwerhörigkeits-Vergleich recht gut dasteht – zumindest bei der Anzahl der Leute mit mittlerem Hörverlust und aufwärts. Von einem moderaten Anstieg geht die WHO trotzdem aus. Bis 2050 soll die Anzahl der schwerhörigen Europäer von 57 Millionen 2019 auf 71 Millionen gewachsen sein.  

Hörgeräte Versorgungsrate in Deutschland

Deutschland profitiert bei all seinen Schwerhörigen immerhin von einem ausgezeichneten Hörgeräteversorgungs-System. Jedem, der ein Hörgerät braucht und möchte, steht es zu, eines zu bekommen. Die Krankenkassen leisten schließlich Zuzahlungen. Eine zweite Studie von Holube, Hoffmann und von Gablenz aus dem Jahr 2019 ermittelte, dass die Versorgungsrate in Deutschland lediglich 5,6 % beträgt, was 3,8 Millionen Hörgeräteträgern entspricht3.

Umgekehrt bedeutet das, dass knapp zwei Drittel der Schwerhörigen in Deutschland nicht mit Hörgeräten versorgt sind. Und das, obwohl durch das Tragen von Hörgeräten Lebensqualität zurückgewonnen werden kann. Unser Apell daher: Setzen Sie sich mit einem HNO-Arzt oder einem Hörakustiker in Ihrer Nähe in Verbindung, wenn Sie glauben, Sie hören schlechter.

 


Quellen:

1Anovum EuroTrak Germany 2018 https://www.ehima.com/wp-content/uploads/2018/06/EuroTrak_2018_GERMANY.pdf

2von Gablenz P, Hoffmann E, Holube I. Prävalenz von Schwerhörigkeit in Nord- und Süddeutschland. HNO 65, 663–670 (2017). DOI: 10.1007/s00106-016-0314-8

3Holube I, Hoffmann E, von Gablenz P. Versorgung mit Hörgeräten in Nord- und Süddeutschland. GMS Z Audiol (Audiol Acoust). 2019;1:Doc04. DOI: 10.3205/zaud000004


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