Institut der Deutschen Wirtschaft: Fachkräftemangel in der Hörakustik

Institut der Deutschen Wirtschaft: Fachkräftemangel in der Hörakustik

Dass der Beruf des Hörakustikers ein sogenannter „Engpassberuf“ ist, lässt sich im Alltag gut nachvollziehen. Denn es kann mitunter dauern, bis eine Stelle nachbesetzt wird. Wir alle kennen die in den letzten Jahren gestiegenen Gehaltsspannen, die bei einigen Jobangeboten im Internet kursieren. Eine weitere Folge: die Tätigkeit „Hörberater/-in“ für Quereinstieger. Sie sollen den Gesellen oder Meistern administrative Tätigkeiten abnehmen. Trotz immer mehr Absolventen.

Hörakustiker unter den TOP 5 der Engpassberufe

Fachkräftemangel Hörgeräteakustik

Top 10-Engpassberufe bei Fachkräften – Juni 2017
Arbeitslose je 100 gemeldete Stellen
© Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.

Diese Feststellung ist alles andere als eine gute Nachricht. Natürlich: will man als Hörakustiker seinen Wohnort und/ oder das Arbeitsumfeld verändern, fällt es mitunter durchaus leicht, eine neue Stelle zu finden. Angebote gibt es genug. Das existierende Gehaltsgefälle zwischen den Himmelsrichtungen spielt natürlich immernoch eine Rolle.

Entscheidender für die Zukunft: Der „Fachkräftemangel hemmt Wachstum“ so fasste es der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerk (ZDH), Hans Peter Wollseifer, vor Kurzem für die Deutsche Presse-Agentur kurz und knapp zusammen. Eine Aussage, die irgendwie klar ist. Fast schon zur Normalität geworden ist, dass man beim Lesen einer solchen Überschrift schon garnicht mehr weiterlesen will.

Aber mal zur Definition: Wenn in einem Beruf rein rechnerisch die Zahl der Arbeitslosen nicht ausreicht, um alle offenen Stellen besetzen zu können, dann sprechen Arbeitsmarktexperten von einem Engpass. Das Institut der deutschen Wirtschaft beobachtet regelmäßig die Entwicklung dieser Berufe. Dazu erscheint jedes halbe Jahr ein Bericht. Er zeigt, in welchen Bereichen die Situation besonders angespannt ist.

"Der Fachkräfte- und Nachwuchsmangel hemmt unser Wachstum im Handwerk."

Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerk (ZDH)

Fachkräftemangel und Sorge um Auszubildende

Fachkräftemangel Hörgeräteakustik

Top 10-Ausbildungsengpässe – September 2016
Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen (Angaben in Prozent)
© Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V.

Bereits 2015 stellt das Kölner Institut der Deutschen Wirtschaft in seinem Bericht fest: der Mangel zieht sich durch alle Berufsklassen. Aktuell auf Platz 4: der Handwerksberuf „Hörakustiker“. Dazu kommt: Die hohe Studierneigung bei gleichzeitig weniger Schulabgängern pro Jahrgang habe dazu geführt, dass es mittlerweile einen Wettbewerb um jeden Jugendlichen gebe. Hier fällt es immer schwerer, willige und geeignete Jugendliche für einen Ausbildungsplatz zu begeistern.

Insgesamt gibt es knapp 140 (!) solcher Engpassberufe. „Wir können zwei Schwerpunkte ausmachen bei den Engpassberufen, und zwar zum einen Gesundheitsberufe und zum anderen MINT-Berufe, also Berufe aus dem Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik“ berichtete Dr. Susanne Seyda. Sie muss es wissen, denn sie ist Ko-Autorin der halbjährlichen Berichte vom Institut der Deutschen Wirtschaft. Diese Aussage traf sie bereits 2015. Denn bereits da erschien der Beruf Hörakustiker in der Grafik des Institutes, wie auch zuletzt in der aktuellen Übersicht (siehe Grafik).

Ansätze?

Nun ja. Es handelt sich nachvollziehbarerweise um ein Phänomen mit sehr unterschiedlichen Ursachen. In einem Interview erklärt Frau Dr. Seyda, dass es daher ein Mix verschiedener Optionen ist. Angefangen bei der Optimierung der Rekrutierung, über die Qualifizierung und Weiterbildung bis hin zur stärkeren Bindung von Mitarbeitern an das Unternehmen. Not macht erfinderisch? Wir haben Hörakustiker kennengelernt, die gezielt Quereinsteiger ansprechen, zum Beispiel solche, die ihr Studium abgebrochen haben. Oder aber Personen, die bereits eine andere Ausbildung absolviert haben und sich beruflich verändern möchten. Solche Ideen lösen sicher nicht die Ursache, aber zumindest das Symptom.


Titelbild: FGH-Pressebild 15, Fördergemeinschaft Gutes Hören GmbH