Bis heute wird nach einem Heilmittel für Tinnitus gesucht. Ansätze, die die Ohrgeräusche reduzieren sollen, gibt es mannigfach. Aber kaum einer hilft wirklich. Seit einiger Zeit ist der Wirkstoff CBD im Gespräch. Doch auch hier ist die positive Wirkung wissenschaftlich nicht bestätigt: Während einige Studien erfolgreich verliefen, stellten andere sogar eine Verschlimmerung der Symptome durch CBD fest. Hinzu kommt, dass Verkauf und Erwerb von CBD-Produkten in Deutschland offiziell verboten ist.
Was ist CBD?
CBD steht für Cannabidiol und wird aus den weiblichen Hanf-Pflanzen gewonnen – genauer den Blüten, Blättern und Knospen. CBD unterscheidet sich von THC, da es keine berauschende Wirkung hat. Es ist also keine Betäubungsmittel. In den letzten Jahren erfreute sich CBD immer größerer Beliebtheit, da ihm verschiedene positive Eigenschaften nachgesagt werden, wie: Verbesserung von Einschlafproblemen, Verlangsamung der Zellbildung bei Krebspatienten oder auch eine Verbesserung von Tinnitus.
Was ist dran an der positiven Wirkung von CBD auf einen Tinnitus?
Aktuelle Forschungsergebnisse lassen die Vermutung zu, dass CBD eine positive Wirkung auf einen Tinnitus haben kann. Es wurde festgestellt, dass Rezeptoren, die für das Gleichgewicht und das Hörvermögen verantwortlich sind, auf Cannabisbestandteile des CBD reagieren. Die Forschungslage ist aber bisher relativ dünn.
Eine Studie aus dem Jahr 2015 kam zu einem ganz anderen Ergebnis. Hierbei wurde CBD als Behandlung von Tinnitus an Laborratten getestet. Das Ergebnis: Eine Verschlimmerung des Tinnitus. Die bestätigt auch eine Studie von MacNair et al. von 2022: Hier beklagten fast 10 % aller Teilnehmer einen Tinnitus als Nebenwirkung nach der Einnahme von Produkten, die THC oder CBD enthielten.
Auch Jacqueline Jones, M. D., HNO-Ärztin am Park Ave ENT in New York City und Autorin der „Medical Parenting” unterstreicht die bisher noch nicht belegte positive Auswirkung von CBD auf Tinitus: „Studien am Menschen haben gemischte Ergebnisse gezeigt, und keine Studie zeigte eine signifikante langfristige Verbesserung“.
Jeder reagiert anders auf CBD
Man kann also nicht bestätigen, dass die Einnahme von CBD einen positiven Effekt auf Tinnitus hat – und der Placebo-Effekt ist nicht zu unterschätzen. Jeder reagiert anders auf die Einnahme von CBD, auch, wenn eines immer gleich ist: CBD macht nicht high, vorausgesetzt es handelt sich um CBD, das keinen oder nur einen verschwindend geringen THC-Anteil (> 0,3%) hat.
Positive Effekte kann es dennoch geben
Feststeht aber, dass CBD indirekt bei Erkrankungen des Hörsystems helfen kann. Die Einnahme kann Ängste und Stress lindern, die oft Tinnitus verursachen, und beim Einschlafen helfen. Auch bei der Schmerzbehandlung von Verletzungen oder Entzündungen des Ohrs, die ebenfalls einen Tinnitus entstehen lassen können, kann CBD helfen.
CBD: Rechtsgrundlage in Deutschland
CBD ist ebenso wie andere Cannabis-Produkte in Deutschland illegal. Dies gilt für den Erwerb und auch den Besitz. Offiziell zählen CBD-Produkte als „neuartige Lebensmittel“ und dürfen in der EU nur mit spezieller Zulassung in den Verkehr gebracht werden.
Wenn Sie an einer Tinnitus-Behandlung mit CBD interessiert sind, sollten Sie deshalb mit einem Arzt sprechen. Dieser wird Sie über alle legalen Behandlungsmethoden informieren. Muss es nicht unbedingt eine CBD-Behandlung sein, können Sie auch einen Termin bei einem Hörakustiker in Ihrer Nähe vereinbaren. Er klärt Sie über weitere Mittel und Wege auf, Tinnitusbeschwerden zu lindern.
Zum Weiterlesen:
Tinnitus und Hörverlust während der Schwangerschaft: Warum tritt das auf?
Gehörschutz im Job: Effektiver Schutz vor Lärm und Schwerhörigkeit
Low-Level-Laser: Das Tinnitus-Heilmittel?
Quellen:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4364172/
https://jcannabisresearch.biomedcentral.com/articles/10.1186/s42238-022-00158-5
https://www.klartext-nahrungsergaenzung.de/wissen/lebensmittel/nahrungsergaenzungsmittel/cbdoel-legal-auf-dem-markt-37660
https://www.forbes.com/health/cbd/cbd-for-tinnitus/
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