Philips HearLink – neue Hörgeräte, starke Marke

Philips HearLink – neue Hörgeräte, starke Marke

Philips führt HearLink Hörsysteme ein. Es handelt sich dabei um eine Markenlizenz für Demant, bis März ja noch William Demant. Die Geräte wurden vor wenigen Wochen international eingeführt. Das sind nun die ersten Früchte dieser Kooperation, die bereits im letzten Jahr angekündigt wurde. Die Einführung kommt in einer Phase, in der sowieso Viele Veränderungen des Marktes erwarten. Wieso Demant und Philips und wieso gerade jetzt? Dieser Frage gehen wir ein wenig nach.

Ja, so hieß sie: Philips GmbH Geschäftsbereich Hör-Systeme mit Sitz in Hamburg. In den 90er Jahren mit spannenden Geräten wie „M 61“ und „S 46-O“ am Hörgerätemarkt. „Stimmt“ und ein Gedanke an die Vergangenheit. Nachdem sich der Mischkonzern Philips allerdings aus dem Hörgerätemarkt zurückzog, bliebt nur noch eine Marke am Hörgerätemarkt übrig: Siemens. Bekanntheits-Flagschiff und immer gern genommen, wenn es um Werbung und Verkauf ging. Doch dazu später noch ein kleines, schlaumeierisches Detail, siehe Grafik.

Philips HearLink Modelle: miniRITE, miniRITE T, miniRITE T R und BTE P sowie IdO-Modelle
© Demant

Eine Marke geht, eine neue kommt: Gemessen am Markenwert rangiert Philips auf Platz 43 und Siemens auf Platz 56 des internationalen Marken-Rankings von Interbrand. Allein des Namens wegen wird Demant zusätzliche Marktanteile mit Philips gewinnen können, aber auch eigene kanibalisieren. Bose zählt übrigens nicht zu den TOP 100.
© Interbrand

Philips HearLink - Kooperation mit William Demant

Im August vergangenen Jahres gab Demant bekannt, eine Kooperation mit Philips eingegangen zu sein. Die Holländer und Dänen schlossen eine Lizenz-Vereinbarung, wie es sich damals las. Klassischerweise betrifft das die Produktion, den Vertrieb und das Marketing unter der Marke Philips. Neben Oticon, Bernafon und Sonic nun also die vierte und mit Abstand bekannteste Marke im Demant-Konzern.

Seit April sind Philips HearLink Hörsysteme erhältlich. Und die haben alles an Bord: Lithium-Ionen, Connectivity, RIC, HdO, CICs, IICs und SoundMap-Technology, fünf Preisklassen, Software inklusive. Also alles, was ein Produktportfolio heute so braucht.

Spencer Ramsey, Senior Director Brand Licensing bei Philips, betont die Gemeinsamkeiten der Zusammenarbeit: „Combining Demant’s world-leading hearing aid technology with Philips’ global brand presence in healthcare, the cooperation will enrich the hearing healthcare experience.“

Außerdem: „… this new cooperation will not only change the way we see hearing healthcare, but also widen the definition of hearing healthcare …“

Demant und Philips – wer will was von wem

Nach solchen Statements verfestigt sich der Eindruck, dass es sich mehr um eine „Partnerschaft“ handeln könnte als um eine klassische Lizenz. Es passiert da etwas sehr Spannendes: zwei erfolgsgarantierende Faktoren, nämlich Hörakustik-Technologie (Demant) auf der einen und starke Multichannel-Markendistribution gepaart mit einem ebenfalls innovativen Technologiesetup (Philips) auf der anderen Seite, kommen zu sammen. Philips kann also mehr als nur Marke für Demant sein.

Die Philips Healthcare Welt: der Bereich eHealth sowie eine Dienstleistung namens HealthSuite. Hier geht es um digitale Patientendaten, Cloud Services, KI und Machine Learning, die unter anderem für Verbesserungen in Diagnose, Behandlung und Patientenmanagement genutzt werden.

Philips beherrscht zwei Disziplinen: das Consumer-Geschäft, zum Beispiel von Bluetooth-Kopfhörer, Zahnbürsten, Kaffeemaschinen u.v.m, und das professionelle Healthcare-Business im Ärztemarkt, zum Beispiel in den Bereichen Diagnostik und Behandlung.

Demant könnte sich langfristig einen Zugang zu einem weitreichenden Vertriebsnetzwerk im Consumer Electronics-Markt sichern und gegebenenfalls auch vom Technologietransfer aus Philips‘ Healthcare-Sparte profitieren. Vor allem aber hat Demant eine neue, sehr starke Marke im Portfolio. Mit ihr lassen sich wertvolle Marktanteile erobern.

Philips hingegen erweitert sein Markenspektrum und seine Markenpräsenz im Healthcare-Markt. Gemeinsam könnte man sich weitere Zukunftsmärkte oder Absatzkanäle sichern, um beispielsweise dem Bose Hörgerät etwas entgegensetzen zu können oder audiologisch wertvollere Hearables herauszubringen. Für den Anfang ist es erstmal für beide ein spannendes Projekt, von dem mit Sicherheit mehr zu erwarten ist.

Hörgeräte bei Costco: Philips-Modelle anstelle von Bernafon.
© HHTM

Philips HearLink in den USA, bald auch in Deutschland

HearLink wurde im Mai in den USA, UK, Frankreich, Kanada, Spanien und Australien eingeführt. Alles keine Nischenmärkte. In den USA zum Beispiel wurden die Philips HearLink-Geräte bei der Großhandelskette Costco eingeführt. Sie ersetzen dort die bis dahin geführten Bernafon-Produkte.

Das zeigt natürlich auch, dass es durchaus zu Kanibalisierungseffekten innerhalb der Demant Markenwelt kommen kann. Wer will eine weniger bekannte Marke, wenn man doch ein Philips-Gerät haben kann?

Auf Anfrage hieß es übrigens, dass Philips Hörsysteme im kommenden Jahr auch in Deutschland verfügbar sein werden.


Ihr Autor: Marco Schulz

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