Pioniere der Cochlea Implante erhalten Russ Prize 2015

Wieder hören nach 30 Jahren Taubheit dank Cochlea Implantaten.

Dr Roland Zeh DCIGFür schwersthörige und taube Menschen sind Cochlea Implantate (kurz: CIs) oftmals der einzige Weg, das Hören und Verstehen wieder oder überhaupt erst erlernen zu können. Dr. Roland Zeh (Foto) spricht aus ganz eigener Erfahrung. Denn er konnte dank eines CI nach sage und schreibe 30 Jahren Taubheit wieder hören. 1967 ertaubte der heutige Mediziner und Präsident des Präsident der Deutschen Cochlear Implant Gesellschaft (DCIG) im Alter von sieben Jahren. Zu dieser Zeit gab es Cochlea Implante allerdings noch nicht. Wohl aber Forscher und Ingenieure, die es als ihr Lebenswerk verstanden und auch immer noch verstehen, schwersthörigen und tauben Menschen einen Zugang zum Hören zu ermöglichen. Denn dort, wo selbst die stärksten Hörgeräte nicht genug Verstärkungsleistung erzeugen können, kommen CIs zum Einsatz. Elektroden werden mit einem operativen Eingriff direkt in die Cochlea eingeführt und stimulieren von dort den Hörnerv. Der Schall, der vom externen Teil des CIs aufgenommen und in elektrische Impulse umgewandelt wird, wird so zu hörbaren Impulsen. Das Gehirn lernt schließlich nach einiger Zeit, diese Impulse als Geräusche und Sprache zu interpretieren.

Cochlea Implantat

10% aller CI Träger weltweit aus Deutschland

1998 schließlich erhielt Dr. Zeh sein erstes CI. "Ein sehr eindrucksvolles Erlebnis, fast schon eine Reizüberflutung, aber im positiven Sinne", berichtet Dr. Zeh. "Nach einer kurzen Gewöhnungszeit hörte sich das CI dann sehr angenehm und natürlich an." 2002 wurde außerdem sein zweites Ohr versorgt. Aktuell leben in Deutschland ca. 30.000 bis 40.000 Menschen mit Cochlea Implantaten. Da viele Schwersthörige tiefe Töne noch verstehen können, werden Implantate oft auch zusammen mit Hörgeräten verwendet. Das CI verstärkt die hohen Töne, die für das Sprachverstehen wichtig sind. Das Hörgerät hingegen kümmert sich um die tiefen Töne. Insgesamt wird so ein besserer Höreindruck erzielt.

Russ Prize 2015 ehrt Cochlea Implantat-Pioniere

Hochmair MED ELWeltweit tragen ca. 300.000 Menschen Cochlea Implantate. Das diesen Menschen überhaupt geholfen werden konnte, ist neben den qualifizierten Chirurgen insbesondere jedoch nur einigen wenigen Menschen zu verdanken. Der Fritz J. und Dolores H. Russ Prize wird seit 1999 alle zwei Jahre an herausragende Forscher verliehen, der Arbeit eine signifikanten Einfluss auf das menschliche Wohlbefinden hat. In diesem Jahr wurden die Prionier der Cochlea Implantate bedacht. Neben dem Australier Graeme Clarke (Cochlear Ltd.), dem US-Amerikaner Blake S. Wilson erhielten auch das österreichische Ehepaar und Gründer des Hersteller MED-EL Dr. Ingeborg Hochmair und Prof. Erwin Hochmair diesen anerkannten Preis.

"Das Entwickeln und Weiterentwickeln der Hörimplantat-Systeme ist so faszinierend, da viele verschiedene Bereiche der Wissenschaften hier zusammentreffen. Neben Schaltungsentwicklung, Mikroelektronik, Hochfrequenztechnologie, Signalverarbeitung, Elektrochemie, Mechanik, Materialkunde, Informationstechnologie sowie Softwareentwicklung und Schallphysik, kommt noch die komplexe Physiologie des menschlichen Körpers hinzu", sagt Erwin Hochmair. "Dabei ist es viel mehr als eine technische Aufgabe. Die Welt der Klänge und Geräusche für gehörlose Menschen zu öffnen, galt vor kurzem noch als unvorstellbar. Es war einfach eine Idee, deren Zeit gekommen ist."

 

Fotos: DCIG, MED-EL