Schweizer Sonova Konzern kauft Hansaton Hörgeräte

Der größte Hörgerätehersteller baut Vertriebs-Position in Deutschland aus.

Mit gleich zwei Meldungen sorgte der Sonova Konzern, der in Deutschland vor allem mit den Marken Phonak und Unitron vertreten ist, für Schlagzeilen. Der bevorstehende Kauf des Hamburger Traditionsmarke Hansaton und die Offenlegung von Beteiligungen an Hörgeräteakustik-Fachgeschäften in Deutschland.

Sonova kauft Hansaton

Sonova HansatonHansaton ist einer der letzten verbleibenden kleineren Hörgerätehersteller. Die Geschichte reicht bis in frühen fünfziger Jahre zurück, als der Unternehmer Rudolf Fischer ein Unternehmen gründete, das den europäischen Markt für einen us-amerikanischen Hörgerätehersteller erschließen sollte. Bereits 10 Jahre später erhielt Hansaton eine eigene Forschungsabteilung und 1970 wurde schließlich das erste eigene Hansaton HdO-Hörgerät vorgestellt. Das Unternehmen verfügt heute über ein umfassendes Vertriebsnetz in mehr als 70 Ländern und erwirtschaftete im vergangenen Jahr 42 Millionen Euro. Hansaton, die ihre Kern-Technologie bisher von der ehemaligen Siemens Hörgeräte-Sparte erhielten, bietet heute ein breites Portfolio an Hörgeräten für unterschiedliche Hörminderungen und Preisklassen an. Mit der AQ-Technologie, einer kontaktlosen Ladefunktion für Hörgeräte, verfügt der Hersteller auch über interessante selbst entwickelte Technologien, die das Technologie Portfolio von Sonova bereichern könnten. Hansaton Hörgeräte sind in Deutschland vor allem für ihre hochwertigen Design-Lösungen bekannt, die einige renommierte Design-Preise erhielten. Lukas Braunschweiler, CEO von Sonova, betont: „Die Übernahme von Hansaton zeigt, dass wir den Marktzugang weiterentwickeln wollen. Dadurch können wir für Sonova und unsere Kunden, insbesondere in Deutschland, Mehrwert schaffen.“ Neben Phonak und Unitron gehört in Deutschland damit nun eine weitere, gut situierte Marke zum Sonova-Konzern und soll so die Präsenz von Sonova in Deutschland sichern und ausbauen. Zum Kaufpreis machte Sonova keine Angaben. Auch erwartet man bei Sonova keine Probleme bei der Zustimmung durch die Kartellbehörden.

Sonova Inhaber von Vitakustik und Fiebing Hörtechnik

Lukas Braunschweiler Sonova CEOTeil der Globalen Vertriebsstrategie von Sonova ist es grundstäzlich außerdem, neben der Entwicklung, Fertigung und Vertrieb von Hörgeräten an Hörgeräteakusik-Fachgeschäfte die hergestellten Hörhilfen auch selbst zu verkaufen. Im Ausland ist Sonova derzeit mit circa 2.000 Fachgeschäften präsent, wie aus einer firmeneigenen Mitteilung hervorgeht. Unter dem Geschäftsgebiet „Connect Hearing“ werden in Kernmärkten wie den USA oder Frankreich eigene Fachgeschäfte betrieben. Auch in Österreich wurde 2001 der Fachhandelsfilialist Hansaton, nicht zu verwechseln mit der oben genannten Hörgerätemarke, mit heute 80 Fachgeschäften erworben. Der Vorteil liegt für einen Hersteller auf der Hand: „Wer den Zugang zu den Endkunden hat, der hat die Karten in der Hand“, erklärte Sonova-Konzernchef Lukas Braunschweiler im Gespräch mit Reuters. „Das ist heute fast entscheidender als die Produkte.“ Denn aus dem eigenen, tatsächlichen Hörgeräteverkauf im Fachhandel lässt sich viel Wissen über Technologien und Anwendungen gewinnen, was wiederum wertvoll für die Produktherstellung ist. Der Nachteil für Hörgeräteakustiker allerdings ist, dass der Hersteller der Produkte des eigenen Sortimentes auch gleichzeitig zur lokalen Konkurrenz wird. Jetzt wurde bekannt, dass Sonova nun auch in Deutschland aktiv geworden ist. Die Filialisten Vitakustik und Fiebing Hörtechnik bilden mit insgesamt 100 Fachgeschäften die erste Geschäfte der Sonova-Konzerns in Deutschland. CEO Braunschweiler ergänzt: „Wir sind überzeugt, dass wir durch die Erweiterung unserer Strategie positiv zur Entwicklung des Marktes in Deutschland beitragen können. Die Reputation der Hörgeräteakustiker und die Unterstützung audiologischer Dienstleistungen auf höchstem Niveau weiter sicherzustellen, sind für Sonova sehr wichtig […] .“ Sonova plant jährlich Zukäufe im Wert von 50 bis 70 Millionen Franken, einen wesentlichen Teil davon soll für Vertriebsgeschäfte ausgegeben werden.

Neben diesen Meldungen verkündete der Konzern außerdem, 100 Fertigungsstellen ins europäische Ausland und China zu verlangern, da die starke Franken natürlich auch zu höhren bilanziellen Kosten führt. Der zuletzte angeschlagene Aktienkurs reagierte bescheiden positiv auf diese Meldungen.

 

Fotos: Sonova, Hansaton


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