VARTA Aktie: Börsenstart für Hersteller von Hörgerätebatterien

VARTA Aktie: Börsenstart für Hersteller von Hörgerätebatterien

Wer den Börsenplatz in der Frankfurter Innenstadt etwas genauer kennt, hat sicher schonmal einen Börsenstart quasi im Vorbeigehen miterlebt. Draußen sind meist Fahnen des Unternehmens angebracht, Fernsehwagen stehen vor der Tür. Es werden schöne, nette PR-Fotos gemacht, für die meist immer der Bulle und der Bär herhalten müssen. Promotoren verteilen GiveAways. So auch bei Varta. Es gab Tüten mit Nüsschen von netten Damen. Und manch einer dachte scherzelnd, in den Tütchen seien Batterien. 

Bereits im Dezember vergangenen Jahres sollte es soweit sein. Doch der geplante Börsenstart wurde kurz darauf wieder abgesagt. Ja, auch sowas gibt’s. Ein knappes Jahr später sollte es dann soweit sein. Am 19. Oktober war es schließlich soweit.

Varta Börsenstart

Varta-CEO Herbert Schein, Hauptaktionär Michael Tojner und CFO Michael Pistauer freuen sich über den sehr guten Start.
Foto: Varta AG

Der Emissionspreis betrug 17,50 €. Die Aktien des Batterieherstellers erschienen zum Start mit einem Kurs von 24,25 € auf dem Kurszettel, gleichzeitig auch der bisherige Höchstkurs. Ein Plus von 40 Prozent. Zum Handelsschluss kosteten die Papiere dann 20,05 €. Aktuell liegt der Kurs bei circa 21,00 €. Die Platzierung der 13,5 Millionen neuen Aktien bringt Varta nun rund 233,5 Millionen Euro ein.

Hype um die Varta Aktie

Varta hatte zuvor die Zeichnungsfrist sogar verkürzt. Der Termin für den IPO (Initial Price Offering) wurde vorgezogen. Die Nachfrage nach den Aktien war so hoch, dass die Preisspanne für die Emission schon früher feststand. Begünstigt wurde die Nachfrage vor allem durch die starke Entwicklung der Microbatteries. Die wiederum wurde von der starken, weltweiten Entwicklung der Marktsegmente Hörsysteme, Hearables und Wearables getragen.

Ein Blick in die Zahlen von Varta

2016 verzeichnete das Unternehmen einen Umsatz in Höhe von 213,8 Millionen Euro. Für circa 5/6 des Gesamtumsatzes ist der Geschäftsbereich Varta Microbattery verantwortlich. Hier wiederum bildet den größten Teil die Hörgerätebatterien. Diese werden unter der Marke powerone vertrieben.

Bekannterweise beliefert Varta auch führende Hörgerätehersteller und Ketten mit Nickel-Metallhydrid- und Lithium-Ionen-Akkus oder Zink-Luft-Zellen. Den Aktionären ist sicher nicht entgangen, dass sich Hörgeräte weltweit konstant gut entwickeln und der Trend zu Bluetooth-Funktionen und damit zu leistungsfähigeren Batterien an Fahrt gewinnt – Stichwort: Litihum-Ionen-Technologie.

Varta: Mit Lithium-Ionen-Lösungen fit für die Zukunft

Varta Microbattery Zentrale

Die Zentrale von Varta Microbattery in Ellwangen bei Aalen.
Foto: Varta AG

Außerdem produziert Microbatteries Batterien für stark wachsende Produktsegmente zum Beispiel Hearables, medizinische Geräte, zum Beispiel zur Messung von Blutzucker, und anderen, weit verbreiteten Produkten wie Autoschlüssel, Alarmsysteme, Rauchmelder … eine schier nicht enden wollende Liste. Microbatteries hat am im 3. Quartal 2017 ein Umsatzplus von 13,4 Prozent eingefahren und konnte das EBITDA in den ersten neun Monaten um 45% auf 24,7 Millionen € steigern. Dieses wurde und wird vor allem in neue Li-Ionen-Produktionskapazitäten investiert.

Der Geschäftsbereich „Power & Energy“ ist inhaltlich nicht weniger spannend. Hier geht es um „Energiespeicherlösungen für Privathaushalte und Großspeicheranwendungen“. Von Akku-Schrauber bis zur Energiespeicherung regenerativer Energien ist alles vorhanden. Auch sehr zukunftsträchtig, insbesondere weil man bei Varta auch konkret an Akkus für Elektromobilität entwickelt.

Also: investieren?

Wir sind bestimmt keine Börsengurus, aber eines lässt sich mit Sicherheit feststellen: die aktuellen und künftigen Geschäftsbereiche lassen eine langfristige, positive Entwicklung durchaus realistisch erscheinen. Die derzeitigen Zahlen sprechen für sich. Bleibt die Frage, ob und wie sich Varta gegen die Konkurrenz aus Asien behaupten wird. Die bisherigen Investoren und Aktionäre jedenfalls glauben daran.

Hintergrund zum verzögerten Börsenstart

Varta Aktie Börsenstart

Es liegt quasi auf der Hand. Denn Varta wollte 2016 rund 19 Millionen Aktien für 9 bis 12,50 Euro platzieren. Der Bruttoemissionserlös sollte bei rund 150 Millionen € liegen. Wer aufmerksam gelesen hat: 2017 waren es 233 Millionen €. Hintergrund damals war ein „gegenwärtig ungünstiges Marktumfeld“. Man wollte noch ein Geschäftsjahr abwarten. Denn tatsächlich war 2016 für Varta ein im Vergleich zum starken Vorjahr 2015 ein durchaus herausforderndes. Die Strategie ging auf und die Zahlen ließen für 2017 Gutes erahnen.

Übrigens: Varta wurde 1887 gegründet und bedeutet „Vertrieb, Aufladung, Reparatur transportabler Akkumulatoren“. Wer sich für die wirklich spannende Unternehmenshistorie von Varta interessiert, ist bei Wikipedia gut aufgehoben.


Zum Weiterlesen:

Wiki-Artikel über Varta

Finanzen.de - News und aktueller Kurs