Werden "Wearables" ein neuer Hype? Ist ein Hörgerät ein "Wearable"?

Wearables

Wearables sind der aktuelle Hype bei Technologie-Produkten. Brillen, die Videos drehen und Screens im Sichtfeld haben, Uhren, die telefonieren oder als "Fernbedienung" für das Smartphone funktonieren, oder aber Geräte, die alle möglichen Körperfunktionen im Schlaf oder beim Sport messen und analysieren - das ist der letzte Schrei.
So brachten fast alle Branchengrößen im Bereich Consumer-Electronics Wearables auf den Markt. Die meisten dieser Produkte waren mit dem Smartphone verbunden und lagerten Funktionen des Smartphones aus, vergleichbar etwa mit einer Fernbedienung. Eine weitere, große Gruppe bringt Messdaten in das Smartphone, wo sie mit Apps verarbeitet werden. In vielen Fällen handelt es sich hierbei um die Messung von Körperfunktionen oder Umgebungsinformationen. Google Glasses war natürlich eines der Lead-Produkte. Der große Hype ist allerdings abgeflaut, nachdem das Produkt in USA die Erwartungen in der ersten Generation nicht erfülllt hat.


Was haben Wearables mit Hörgeräten zu tun?

Wenn man so will, ist das Hörgerät ein Pionier im Bereich der Wearables. Seit mehreren Technologie-Generationen sind Hörgeräte mit Smartphones indirekt vernetzt. Hörgeräte kommunizieren drahtlos miteinander, messen und analysieren die Umgebungsgeräusche sehr präzise und verarbeiten diese für eine bessere Sprachverständlichkeit und einen natürlich Klang.
Die neue Generation von Hörgeräten ist nun durch Apps direkt beeinflussbar und kann so teilweise vom Smartphone aus gesteuert werden. Hier bieten Siemens, Oticon, Phonak, GN mit Linx und Starkey mit Halo eine Lösung. GN und Starkey ermöglichen sogar eine direkte Verbindung mit Apple Produkten. Die anderen Hersteller nutzen Fernbedienungen oder ähnliche Geräte, die als Bindeglied zwischen Smartphone und Hörgerät dienen.
Für den Nutzer wird die Bedienung so einfacher und intuitiver. Ein großes Display zu nutzen ist einfacher, als am Ohr einen Wippschalter zu bedienen.


Wie sieht die Zukunft aus?

Technologisch steht neben der Verbesserung von Sprachverständlichkeit und Klang, die Usability im Zusammenhang mit dem persönlichen und technischen Umfeld immer weiter im Vordergrund. Kaum ein Hersteller, der nicht daran arbeitet, die eigenen Hörgeräte besser zu vernetzen und zusätzliche Funktionen über Smartphones anzubieten. Studien haben bewiesen, dass mit der Beeinflussbarkeit des Hörgeräts durch den Nutzer dessen Zufriedenheit steigt. Wie weit diese - aus audiologischen Gesichtspunkten gehen sollte - ist eine anderen Frage. Trotzdem werden die Möglichkeiten zunehmen, das Produkt bequemer und besser auf die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Damit wird die Kundenzufriedenheit steigen!
Werden Wearables von den Nutzern als alltägliche Gebrauchsgegenstände angenommen, wird man immer mehr Menschen mit überdimensionierten Brillen oder anderen Geräten an Hand, Ohr, Auge, Hals, etc. sehen. Hörgeräte sind jetzt schon sehr klein und sehen oft aus, wie ein modernes Wearable - nur meist sogar diskreter. Wearables und Hörgeräte würden damit aus psychologsicher Sicht etwas ganz normales sein. Dies könnte einen massiven Effekt auf das Stigma haben, welches leider immernoch mit Hörgeräten verbunden ist. Menschen akzeptieren nur dann technische Hilfsmittel, wenn sie ihre eigenen Fähigkeiten verbessern. Nichts anderes tut ein Hörystem. Die auch heute noch geringe Versorgungsrate inbesondere bei leichteren Hörverlusten könnte deutlich steigen.


Wünschen wir uns also, dass Wearables wirklich der nächste Hype werden. Wünschen wir uns damit weniger Stigma und mehr Menschen, die von besserem Hören profitieren wollen.

 

Foto: Recon Jet