31. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie

Experten diskutieren über Schwerhörigkeit bzw. Hörminderung.

JahrestagungVom 18. bis 21. September hat die 31. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie und das 5. Pädakustiker-Symposium der Akademie für Hörgeräte-Akustik Lübeck stattgefunden. Im Fokus der Tagung standen die Versorgung schwerhöriger Menschen mit Hörgeräten, die Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung sowie die gebietsbezogene Psychosomatik. An der Veranstaltung nahmen ca. 300 Fachärzte für Phoniatrie und Pädaudiologie (Stimm-, Sprach- und kindliche Hörminderung), Hörgeräteakustiker, Logopäden, Pädagogen und Psychologen teil.

Verbesserte Hörgeräte-Versorgung steigert Lebensqualität

Fachmediziner sind sich einig, dass die verbesserte Hörsystem-Technologie und Hörgeräte-Versorgung durch Hörgeräteakustiker maßgeblich dafür verantwortlich sind, dass die Lebensqualität von schwerhörigen Menschen steigt. Dennoch sind eine adäquate fachärztliche Diagnostik und eine funktionelle Therapie bzw. Förderung unerlässlich, um eine Schwerhörigkeit bestmöglich zu kompensieren. Diese Ansprüche sind von großer gesundheitspolitischer Bedeutung, denn allein in Deutschland sind rund 1/5 der Bevölkerung schwerhörig – die Mehrheit ohne Hörgeräte-Versorgung. Sowohl für Kinder als auch für Jugendliche wird der Bedarf fachärztlicher Versorgung durch Phoniater und Pädaudiologen anhand der Häufigkeit von Hörminderungen ersichtlich: Pro Jahrgang ist bei 0,17 Prozent aller Neugeborenen von einer versorgungsrelevanten Schwerhörigkeit auszugehen. Die im Verlauf der kindlichen Entwicklung häufigen Paukenergüsse führen pro Jahrgang bei 30 – 35 Prozent zu einer behandlungspflichtigen Schallleitungs-Schwerhörigkeit. Diese hohen Zahlen erfordern die Weiterentwicklung der bestehenden therapeutischen Konzepte.

Neben Schwerhörigkeit weitere wichtige Themen im Fokus der Tagung

Die weiteren Themen der Jahrestagung hatten ebenfalls starken versorgungsmedizinischen Bezug. Im Fokus standen Sprachentwicklungsstörung, Sprachstörungen nach Schlaganfall und chronische Stimmkrankheiten. Für spezifische Störungen der Sprachentwicklung liegt die Häufigkeit bei ca. sieben Prozent der Vorschulkinder eines Jahrgangs. Für neun Prozent der Bevölkerung wird eine Heiserkeit angegeben, wobei für sprechintensive Berufe und für Schulkinder ein höherer Prozentsatz angenommen wird. Auch durch die zunehmende Lebenserwartung und den damit verbundenen demographischen Wandel entstehen besondere Ansprüche für kommunikationsbeeinträchtige, ältere Patienten. Über 40 Prozent von Altenheim-Bewohnern leiden unter Schluckstörungen, 60 Prozent unter Sprachstörungen und über 60 Prozent unter nicht mit Hörgeräten versorgter Schwerhörigkeit. Die Herausforderung für Phoniater und Pädaudiologen besteht also darin, Versorgungsnotstände zu verbessern.

Mit dem Thema „Gebietsbezogene Psychosomatik" wurden den psychosozialen Einschränkungen, die durch Hörminderung bzw. eingeschränkte Kommunikationsmöglichkeiten entstehen, Aufmerksamkeit gewidmet. Dieses Thema wird im apparativ-technischen und konservativ-therapeutischen Umfeld oft vernachlässigt, obwohl es bereits aus dem Blickwinkel der Prävention stärker beachtet werden sollte.

Preisverleihungen im Rahmen der Tagung

Während des Kongresses wurden eine Reihe von Preisen verliehen, die die Arbeit der Experten würdigten.

Annelie-Frohn-Preis: Die Annelie-Frohn-Stiftung würdigt mit ihrem Preis maßgebliche Neu-Entwicklungen im Bereich „Förderung hör- und sprachbehinderter Kinder“, die international Anerkennung gefunden haben.

Karl-Storz-Preis für Lehre in der Phoniatrie und Pädaudiologie: Die KARL STORZ GmbH & Co KG verleiht ihren Preis jährlich für akademische Lehre.

KIND-Promotionspreis: Für die beste Dissertation im Fach der Phoniatrie und Pädaudiologie hat die Firma KIND seit 2002 einen Preis ausgelobt, der nicht an eine engere Themenstellung gebunden ist.

Gerhard-Kittel-Medaille zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Die Medaille wird Nachwuchs-Wissenschaftlern verliehen, die über mehrere Jahre hinweg die Entwicklung des Faches wesentlich gefördert haben.

Verdienstmedaille der DGPP: Die Medaille wird an Mitglieder verliehen, die sich über viele Jahre hinweg kontinuierlich und ehrenamtlich für das Fachgebiet und den Verein einsetzen.