Akku oder Batterie — Je nach Bedarf oder gleich beides: Hybridlösungen von Unitron und Oticon

Akku oder Batterie — Je nach Bedarf oder gleich beides: Hybridlösungen von Unitron und Oticon

Tendenziell sehen die Hörakustiker Akkus als Energiequelle der Zukunft für Hörgeräte. 48 % glauben an deren Siegeszug, 31 % sind der Meinung, dass beide Alternativen dauerhaft ihre Berechtigung haben. Das ergab eine 'markt intern'-Umfrage unter unseren Lesern (H 15/17) und den Besuchern unserer Homepage. Die Ergebnisse haben wir den Herstellern von Hörgeräten ebenso kommuniziert wie denen der betreffenden Energielieferanten. Inzwischen liegen uns zahlreiche Rückmeldungen vor, von denen wir im heutigen ersten Schritt nur einige wiedergeben können. 

Cornelis Woelke, Supply Chain Manager Specialties
EMEA Duracell/Schwalbach

Cornelius Woelke, Supply Chain Manager Specialties EMEA Duracell/Schwalbach (Bild rechts), gehört zu denen, die für beide Energiequellen noch langfristig einen Platz am Markt sehen. Er bringt als Begründung einen neuen Aspekt vor, der uns auch für Ihr Beratungsgespräch hilfreich scheint. Cornelius Woelke knüpft an das unterschiedliche Nutzungsverhalten der Hörgeräteträger an: „Nach unseren Erfahrungen ist zukünftig der Gebrauch von beiden Technologien am wahrscheinlichsten. Die Hauptgründe sehe ich in den verschiedenen Einsatzgebieten von Hörgeräten und der Motivation, diese zu benutzen. Hörgeräte werden kleiner, attraktiver, modischer und vor allem technisch vielseitiger. Früher waren es insbesondere ältere Menschen mit deutlich eingeschränkter Hörfähigkeit, die Hörgeräte trugen, um den Hördefekt zu minimieren. Sie benutzen das Gerät sehr regelmäßig. Zukünftig wird es zunehmend mehr mittelalte und jüngere Menschen geben, die eine mittelmäßig eingeschränkte Hörfähigkeit optimieren wollen. Sie benutzen das Gerät eher spontan oder auch phasenweise. Dabei nehmen die technischen Möglichkeiten von Hörgeräten immer mehr zu, beispielsweise haben einige Geräte bereits Streaming-Fähigkeit für Fernseher und andere Kommunikationsgeräte. Sie wandeln sich immer mehr in Richtung eines 'Kommunikators'. Durch diese Möglichkeiten wird eine eher spontane Nutzung von Hörgeräten stimuliert. Regelmäßige oder spontane Nutzung von Hörgeräten beeinflussen nicht direkt die Entscheidung zwischen Akkus und Batterien. Aber die Vielfältigkeit der Nutzung macht beide Formen der Energieversorgung attraktiv. Batterien liefern sofort Energie – gut für einen spontanen oder sporadischen Einsatz des Hörgerätes. Batterien sind als sofortiger Energie-Nachschub von Vorteil und eignen sich daher gut für einen langen Einsatz oder für unterwegs. Akkus liefern regelmäßig Energie zu ökonomisch und ökologisch guten Konditionen und sind daher gut für einen regelmäßigen Einsatz mit täglichen Ladezyklen. Der Hörgeräte-Markt ist ein wachsender Markt, dessen Käuferschicht sich wandelt – ein weiterer Punkt, der für die Koexistenz von Akkus und Batterien spricht. Die Zielgruppe wird heterogener in vieler Hinsicht: Alter, Hördefekt, Technik-Affnität, Modebewusstsein, Hörgeräte-Akzeptanz spielen hier eine große Rolle. Die Hörgeräte-Hersteller werden diesem Wandel mit einer großen Produktvielfalt Rechnung tragen müssen. Ein Aspekt dieser Vielfalt wird die Form der Energieversorgung sein – fest eingebaute Akkus, auswechselbare Akku-Zellen und Batterien.“ 

Duracell würde dieses Szenario auch deshalb willkommen sein, bieten sie doch beiderlei Energieträger an. 

Keine Reaktion erhielten wir indes von Rayovac/Ellwangen, auf deren Stand wir auf dem EUHAKongress im vergangenen Jahr noch hörten: „Unsere Einschätzung ist, dass es nicht wert ist, den Fokus jetzt auf Akkus zu legen“ (H 23/16). Verpasst da jemand eine Zeitenwende?

Karl Beck, Vertriebsleiter Unitron

Seitens der Hörgeräte-Industrie sieht sich insbesondere Unitron/Fellbach durch das Meinungsbild bestätigt, auf dem richtigen Weg zu sein. Vertriebsleiter Karl Beck (Bild rechts) betont die Hybridlösung der Kanadier: „Die Wahrnehmung deckt sich weitestgehend mit meiner eigenen. Da Unitron aber mal wieder ein Produkt gelauncht hat, das sich fein aber entscheidend vom Wettbewerb differenziert, haben unsere Partner und Kunden schnell ihre Bedenken vergessen. Da der Akku aktuell nur bei uns nicht fest verbaut ist, kann der Kunde diesen jederzeit problemlos ersetzen, nach der zugesicherten Haltbarkeit. Darüber hinaus bieten wir als Einziger die Möglichkeit, die Hörgeräte weiterhin mit normalen Batterien zu betreiben. Das gibt dem Endkunden die Sicherheit, sein Hörgerät benutzen zu können, auch wenn er bei Ankunft am Urlaubsort feststellt, dass er sein Ladegerät zu Hause vergessen hat. Oder auch für den Fall, dass der Akku im Realitätscheck keine Energie mehr hat, der Kunde aber sein Gerät 'jetzt' dringend braucht. Da wir eines der kleinsten Akkugeräte am Markt haben, spielt die Bauform keine Rolle, da diese nur minimal größer ist als ohne Akku-Batterielade. Im Vordergrund steht aber in der Tat der Komfort. Das Batteriewechseln der inzwischen winzigen Knopfzellen führt doch immer wieder zu größeren Herausforderungen mit zunehmenden Alter.“ 

Birgitta Gabriel, Oticon

Mit einer Hybrid-Lösung ist der Sonova-Geschäftsbereich allerdings nicht mehr lange allein, wie Birgitta Gabriel, Oticon/Hamburg (Bild rechts), in ihrer Antwort ankündigt: „Skeptisch sind die Akustiker, mit denen wir gesprochen haben, eigentlich nur, wenn die Akku-Lösung nicht alle Anforderungen erfüllt. Dazu gehören eine lange Laufzeit, kleine Hörsysteme und auch die Flexibilität, zwischen Batterie und Akku zu wählen. Das Akku-System, das Oticon jetzt ab September für Opn ExHörer Mini-Hörsysteme anbietet, erfüllt die Wünsche der Akustiker und Nutzer: Die Hörsysteme können wahlweise durch Austauschen der Batterielade auch nachträglich auf Akku-Betrieb umgestellt werden, d. h. die Hörsysteme sind nicht größer, lediglich das Batteriefach hat eine etwas andere Form. Die tägliche Laufzeit beträgt – natürlich abhängig vom Hörvermögen und Nutzungsverhalten – bis zu 19,5 Stunden. Die Handhabung ist extrem leicht: Die Hörsysteme werden einfach abends in die Ladestation gestellt, sie schalten sich automatisch ab, werden über Nacht voll aufgeladen und schalten sich beim Herausnehmen automatisch wieder an. D. h. der Nutzer muss die Batterielade nicht öffnen. Wahlweise kann der Kunde auch normale Batterien nutzen, so dass er maximale Flexibilität hat, wenn er sich mal in Gegenden bewegt, wo er keinen Strom für die Ladestation hat. Und die Silber-Zink-Akkus sind 100 % recycelbar.“

'mi'-Fazit:

  • Die Abwägungskriterien aus dem Hause Duracell eignen sich auch für Ihr Beratungsgespräch
  • Flexible Lösungen von Oticon und Unitron könnten sich als der goldene Mittelweg entpuppen und den Vorstellungen der mit 48 % der Umfrageteilnehmer größten Gruppe entsprechen, die beide Varianten als gleichermaßen zukunftsfähig sehen
  • Weitere Rückmeldungen aus der Hörgeräte-Industrie lesen Sie in den kommenden Ausgaben.