Android setzt die Segel für barrierefreies Hören

Android setzt die Segel für barrierefreies Hören

Pionier GN ReSound mit an Bord

Auf seiner alljährlichen Entwicklerkonferenz Google I/O stellte der Internetkonzern am 7. Mai 2019 die dritte Beta-Version des neuen Smartphone Betriebssystems Android Q vor. Neben wesentlichen Kernfunktionen, wie einer lokalen Verarbeitung der eigenen Daten auf dem Smartphone für eine höheren Datensicherheit, können sich vor allem Schwerhörige und sprachbeeinträchtigte Personen über mehr Barrierefreiheit im Alltag freuen. Denn die zehnte Version des am meisten verkauften Betriebssystem soll das Telefonieren dank neuem Sprachassistenten erleichtern und das langersehnte direkte AudioStreaming vom Smartphone in die Hörsysteme via Bluetooth LE™ bieten.

So war es bisher....

Bislang war ein direktes AudioStreaming via BLE ein Alleinstellungsmerkmal, welches nur in Verbindung mit einem iPhone zubehörlos genutzt werden konnte. Dafür stellt Apple den Hörgeräteherstellern ein lizensiertes Bluetooth-LE-Protokoll zur Verfügung, welches die BLE-Signale des iPhones als Sprache bzw. Audio-Darbietung entschlüsselt, so dass diese auch als solches in den Hörsystemen gehört werden können.

Bei Android bestand die Herausforderung bis dato aktuell darin, dass dieses Betriebssystem von mehr als 200 Handy-Hersteller genutzt wird. Erst jetzt, mit der zehnten Android-Version soll es nun einen langersehnten Entschlüsselungscode des BLE-Signals geben, der für alle Smartphone-Hersteller gilt. Höchste Zeit für einen Anbieter, der mit einem Marktanteil von 77,9% (lt. Statista und Stand von März 2019) in Deutschland vertreten ist.

So soll die neue Barrierefreiheit mit Android Q aussehen...

Ein besonderes Highlight für mehr Barrierefreiheit, welches selbst Apple-Nutzer für Android begeistern könnte, ist die automatische Transkription „Live Caption“. Dabei werden alle Medien, wie Videos, Video-Spiele, Musik oder Podcasts unabhängig davon ob sie aus dem Internet oder aus dem lokalen Speicher abgespielt, simultan mit Untertiteln versehen. Selbst Telefongespräche sollen mit Untertiteln ausgegeben werden, So können Schwerhörige, die auf visuelle Unterstützung zum Verstehen angewiesen sind, klar verstehen, um was es gerade geht. Und das ohne Beeinträchtigung des Datenvolumens.

So kann das neue Feature Live Caption der zehnten Android-Version den Alltag erleichtern. (Video in englisch)

©Google

Auch für Normalhörende kann Live Caption in vielzähligen Situationen nützlich sein. Ohne die Umgebung zu stören lassen sich dabei im „Stumm-Modus“, Audio-Inhalte durch die Untertitelung lautlos konsumieren.

Leichter Telefonieren trotz Hör- und/oder Sprechproblemen

Wie wichtig Google das Thema Barrierefreiheit zu sein scheint, zeigt sich auch im Feature Smart Reply. Dieses arbeitet mit Googles neuem Sprachassistenten, der Sprache trotz Stottern oder verwaschener Aussprache, wie zum Beispiel nach einem Schlaganfall oder bei angeborenener Gehörlosigkeit als klaren Text versteht.

Der Sprachassistent verfügt gleichzeitig über eine eigene Stimme, die den Text als Sprachausgabe zum Gesprächspartner übermittelt. Dadurch können dann auch  Personen mit eingeschränkter Sprachfähigkeit lange Telefongespräche müheloser führen.

Wiederholungstäter: Setzt sich das Pionierimage mit Android fort?

Besonders freudig dürfte die finale Android-Version von dem Hörgeräte-Hersteller GN ReSound erwartet werden, der 2014 mit seinen Hörsystemen ReSound LiNX™ den Markt für „Made for iPhone“ Hörsysteme eröffnete. Denn dieser wäre dann, laut einer Pressemitteilung vom letzten Jahr, der erste Hersteller überhaupt, der mit seinen Hörsystemen dann ein direktes AudioStreaming via BLE sowohl von einem iPhone als auch einem Android-Smartpone ermöglicht. Hörsysteme "Made for All" quasi.

Stopp! Als aufmerksamer Leser kommt Ihnen jetzt bestimmt der Hersteller Phonak in den Sinn. Schon 2017 führte dieser mit  Audéo B-Direct sein erstes "Made for All"-Hörsystem ein und perfektionierte diese Technologie nun in der aktuellen Generation Phonak Marvel. Ihr Einwand ist berechtigt! Wenn es da nicht diesen kleinen entscheidenden Unterschied geben würde.

Während Phonak zur Datenübertragung des Smartphones (iPhone, Android) Bluetooth Classic nutzt, forciert die Mehrheit der Hörgeräte-Hersteller ein AudioStreaming via Bluetooth Low Energy (BLE). Letzteres zeichnet sich vor allem durch einen geringeren Stromverbrauch aus und eine schnelle Übertragung der Audio-Signale. Das Nachkaufen von Batterien lässt sich an dieser Stelle durch wiederaufladbare Hörsysteme mit Lithium-Ionen-Akkus ersparen. Hinsichtlich der Übertragungsgeschwindigkeit (die sich in der Lippensynchronität vor allem beim Fernsehen nachvollziehen lässt) und wie sich diese auf das eigene Empfinden auswirkt, hilft allerdings nur ein selbstständiges Ausprobieren - wahlweise bei einem Hörakustiker in Ihrer Nähe.

Schon im Herbst soll die finale Version von Android Q dann erhältlich sein. Wir sind schon jetzt gespannt, welche Neuheiten GN ReSound dann in Verbindung mit Android Q bringen wird.