Donald J. Trump und die Hörgeräteindustrie

Donald J. Trump und die Hörgeräteindustrie

Trumps umstrittene Äußerungen über seine Vorstellungen einer Hörgeräteversorgung

Wir möchten mit dieser News nicht unbedingt einen Beitrag zur Trumpisierung der News-Kanäle beitragen, dennoch lohnt sich ein Blick auf die Äußerungen des 45. US-Präsidenten, die jüngsten Ereignisse bei der FDA und deren mögliche Auswirkungen für den Hörgerätemarkt der USA und perspektivisch gegebenenfalls auf Europa.

Trump möchte Hörgeräteversorgung günstiger machen

Wie aus einem Beitrag des The Wall Street Journal bereits Mitte Januar hervorging, wollte sich das Transition Team von Donald Trump nach einem neuen FDA-Chef umsehen, der einen liberalisierteren Markt vertritt. Die Denke dabei: mehr Wettbewerb, geringere Preise. Und diese sollen sich für die US-Bürger senken, auch wenn es um die Hörgeräteversorgung geht. 80 Prozent der US-Bürger könnten sich Hörgeräte nicht leisten, weil sie zu teuer sind. Schuld daran seien die Audiologen mit ihren intransparenten und teuren Dienstleistungen und die Hersteller, die vor allem aus dem US-Ausland kommen, wie auch die Audio Infos berichtete.

OTC-Hörgeräte – Lösung oder Verschlimmbesserung?

Donald Trump Hörgeräte

Was trägt Donald J. Trump im Ohr? Ein Hörgerät, oder gar ein OTC-Gerät oder einfach einen Kopfhörer?

Nach dem Motto „günstigere Hörgeräte für jeden“ habe Trump die FDA angewiesen, sogenannte OTC-Geräte (Over the Counter-Hörgeräte) zuzulassen, wenn die Schwerhörigen Hörprüfung und Anpassung selbst übernehmen könnten. In den USA gibt es bereits seit einigen Jahren eine Auseinandersetzung über solche Geräte, die man auch Personal Sound Amplifier, also Hörverstärker, nennt. Es handelt sich um Geräte mit situationsspezifisch vorprogrammierten Verstärkungen. Kostenpunkt: zwischen 200 und 500 Dollar. 2009 riet die FDA, dass diese Geräte nicht für die Behandlung einer Schwerhörigkeit geeignet sein, sondern lediglich für das Verstärken von Sprache und Geräuschen in bestimmten Situationen.

OTC-Geräte zur Zulassung bereits vor Trump

Fakt ist: Bereits unter der Regierung von Barack Obama arbeitete die FDA an alternativen Versorgungen. Ausschlaggebend waren zwei Dinge: Zum einen empfahl der Beraterstab von Obama im Rahmen des ObamaCare-Konzeptes vor zwei Jahren, die Hörgeräteversorgung zu modernisieren - im Sinne modernerer und günstigerer Geräte. Eine weitere, folgende Studie des National Academies of Sciences, Engineering and Medicine kam Mitte 2016 zu dem Entschluss, dass der hohe Preis und die schwere Verfügbarkeit von Hörgeräten, bedingt durch die örtlich ungleichmäßige Verteilung von Audiologen, eine Barriere für die Versorgung darstellen. Die FDA musste sich aufgrund dieser beiden Aspekte also in Bewegung setzen.

OTC-Hörgeräte bei der FDA bereits in Zulassung

Anfang Dezember 2016 verkündete die FDA, dass sie eine eigene Kategorie für OTC-Hörgeräte plant und einführen wird, um der Bevölkerung neue, innovative und günstige Hörgeräte zur Verfügung zu stellen. Am Ende bedeutet das, dass Rahmenbedingungen für die technische Anforderungen und den Vertrieb dieser Produkte definiert werden würden – zum Wohle (?) der 80 Millionen Bürger mit Hörbeeinträchtigungen.

Gerät der US-Markt und damit auch Europa unter Druck?

Ein Grundstein, der den US-Markt sicherlich sehr in Bewegung bringen kann. Denn wenn sich diese Geräte, zumindest im Kopf der Verbraucher, durchsetzen, stünden die Audiologen mächtig unter Druck eines Preiskampfes. Wie sollte sich die Beratungs-, Anpass- und Serviceleistung rechtfertigen, wenn die Frage im Raum steht, ob man 4.000 oder nur 1.000 Dollar für eine beidseitige Versorgung investieren muss? Die Geräte, ob klassische oder OTC-Hörgeräte, sind ja schließlich beide von der FDA zugelassen. Auch die Hersteller von Hörgeräten, die zum großen Teil aus dem europäischen Ausland kommen, müssten Antworten auf eine solch veränderte Nachfrage im Kernmarkt USA finden.

Fazit: Wir finden dieses Thema deshalb spannend, weil sich der Markt in den USA in eine Richtung verändert und liberalisiert. Klar ist, dass sich die Versorgungsqualität in der Masse so sicher nicht verbessern kann. Es zeigt aber auch, dass die US-Gesundheitspolitik vor einer riesigen Aufgaben steht und auch schon immer stand. Und dieses eine Thema ließ sich für Trump kurz vor seinem Amtsantritt gut instrumentalisieren - eben weil die FDA hier bereits schon Aktivität gezeigt hat.

Hintergrund:

Die FDA, die Food & Drug Administration, ist als regulierende Behörde direkt dem US Gesundheitsministerium unterstellt. Sie kontrolliert die Sicherheit und Wirksamkeit u.a. von Lebensmitteln, Arzneimitteln und Medizinprodukten von Produkten aus aller Welt, die für die US-amerikanischen Markt zugelassen werden sollen. Auch neuartige, innovative Methoden oder Produkte sollen durch ihre Gremien schnell für den US-Markt geprüft und zugelassen werden. Ihr Ziel ist also eine effektive und günstige Versorgung der US-Bürger. Die FDA ist damit Dreh- und Angelpunkt der amerikanischen Gesundheitssystems und damit auch der politischen Vorhaben des Präsidenten. 

Weitere Informationen:

Zum Newsbeitrag "Donald Trum will Preise für Hörsysteme drastisch senken" der Audio Infos

Bild: democativunderground.com