Einstieg in die Augenoptik: KIND Hörgeräte in Osnabrück verkauft Brillen

Hörgeräte und Brillen aus einer Hand - KIND Hörgeräte eröffnet erstes kombiniertes Hörgeräteakustik- und Augenoptik-Fachgeschäft

Kind Hörgeräte Brillen Optik

Blick durchs Schaufenster von KIND am Osnabrücker Jürgensort 5

KIND Hörgeräte möchte künftig Brillen verkaufen, und Fielmann hingegen sein Hörgerätegeschäft weiter ausbauen. Diese und ähnliche Meldungen waren in den letzten Wochen in der Presse zu lesen. Es ist eine Zeit der großen Ankündigungen, in denen Fielmann und nun auch KIND verkünden, ins Hörgeräte- bzw. Augenoptikgeschäft vorstoßen zu wollen. Doch beide Unternehmen stoßen auf natürliche Marktgrenzen.

Sicher: Fachgeschäfte, die Hörgeräte und Brillen verkaufen, sogenannte Mischbetriebe, gibt es einige. Von den circa 5.600 Hörakustik-Fachgeschäften betreiben laut dem jüngsten Branchenreport des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken 30% einen Mischbetrieb. Häufig entsteht diese Unternehmensform durch spezielle Weiterbildungsmöglichkeiten für Augenoptiker-Meister, das Handwerk eines Hörakustik-Meisters zu erlernen und umgekehrt.

Fielmann HörgerätemarktBeide Branchen gelten nicht nur deshalb als verwandt. "95 Prozent unserer Kunden tragen Brillen", sagte Dr. Alexander Kind, Geschäftsführer von KIND, kürzlich gegenüber dem Handelsblatt. Diese kämen alle drei Monate zum Service in die Fachgeschäfte. Da liegt es auf der Hand, künftig auch Brillen und Sehtests anzubieten. Für Optiker sieht dieses Verhältnis auf den ersten Blick nicht ganz so eindeutig aus. Sie bedienen Kunden aller Altersgruppen. Die Anzahl der Kunden ist allerdings auch deutlich höher. Fast die Hälfte der deutschen Bevölkerung trägt eine Brille, darunter natürlich auch viele, die älter als 60 Jahre sind und damit zur typischen Hörgerätezielgruppe zählen. Das Konzept scheint optikerseitig also aufzugehen. Von den 650 Fielmann Geschäften in Deutschland vertreiben inzwischen circa 143 Filialen zusätzlich Hörgeräte. Allein 2015 eröffnete Fielmann 21 dieser Standorte neu. Mittelfristig will Fielmann in 250 seiner Geschäfte auch Hörgeräte verkaufen,

Kind Hörgeräte verkauft Brillen – erstmals in Osnabrück

Mit der jüngsten Eröffnung des ersten Fachgeschäftes für Hörgeräte und Brillen in Osnabrück zeigt KIND nun, wie ernst dem Unternehmen aus Großburgwedel der Einstieg in die Optik ist. Der Slogan "Kind macht Ihnen schöne Augen" steht deutlich sichbar am Fachgeschäft, Es handelt sich also um das erste Geschäft, von denen es laut einer Pressemeldung bald künftig mehr geben soll. Bis zu 30 neue Kombi-Filialen sind jährlich geplant - neu oder umgebaut. Auch Hamburg sei im Gespräch.

KIND verfügt in Deutschland über circa 600 Fachgeschäfte. „Der Kunde und seine Bedürfnisse werden auch in der Augenoptik für uns im Mittelpunkt stehen“, so Dr. Kind. „Daher setzen wir auf eine individuelle Beratung in Kombination mit mordernsten Standards in der Seh-Analyse für perfekt abgestimmte KIND Sehlösungen im Einstärken- und Gleitsichtbereich sowie beim Thema Sonnenschutz. Wie in der Hörgeräteakustik setzen wir auf ein faires und transparentes Preis-Leistungsverhältnis bei höchsten Qualitätsansprüchen.“

Auch Apollo steigt in Hörgeräte-Markt ein

Eine offizielle Meldung hierzu gibt es zwar nicht, aber ein Blick in den Karriere-Bereich des Unternehmens zeigt, dass an den Standorten Frankfurt, München und Düsseldorf offenbar konkrete Pläne gibt. Unklar ist, ob es hierbei um Neueröffnungen und um umgebaute, bestehende Fachgeschäfte handelt. In diesen Städte will Apollo erste Erfahrungen im Verkauf von Hörgeräte sammeln.

Kind verkauft Brillen, Fielmann Hörgeräte – die Grenzen dieser Vorhaben

Qualifizierte Hörakustiker in Ihrer Nähe

Ob für KIND dieser Weg klappt, hängt vor allem von zwei Dingen ab: Personal, Ladenfläche und Einkauf. "Die Expansion im Bereich der Augenoptik bedingt Neueinstellungen", sagte Geschäftsführer Alexander Kind jüngst der Deutschen Presse-Agentur dpa. Neben Neueinstellungen wird das Unternehmen sicher auch auf die erwähnte Weiterqualifizierung eigener Mitarbeiter setzen. Beide Wege werden KIND Zeit und Geld kosten. Denn Augenoptiker wie auch Hörgeräteakustiker sind gefragte Mitarbeiter, deren Verfügbarkeit schon so manche Expansionsbestreben gebremst haben.

Zum anderen benötigt KIND für die Brillen zusätzliche Fläche für die Warenpräsentation, Refraktion und Lagerhaltung. Denn die Augenoptik lebt von der Auswahl und Vielfalt. Diese in einem bestehenden KIND Fachgeschäfte unterzubringen, wird vielerorts schwer möglich sein. Schließlich sind sicher auch die Einkaufskonditionen von KIND für Brillen deutlich andere als die von Fielmann. Laut ZVA machen im Gesamtdurchschnitt der Betriebe die Materialkosten ca. 33,3% bezogen auf die Umsatzerlöse aus. Auch hier zählt jeder Prozentpunkt für ein besseres Ergebnis.

„Wie du mir, so ich dir - Bizarrer Brillenkrieg: Hörgeräte-Hersteller KIND attackiert jetzt Fielmann“ titelte ein Artikel von Focus.de. Am Ende könnte Fielmann mit sinkenden Brillenpreisen reagieren, um Kunden zu halten, zitiert der Artikel Branchenkreise. Es bleibt also spannend und abzuwarten, wie sich für KIND der Weg in die Augenoptik gestaltet.