Endlich wissenschaftlich bestätigt: Hörgeräte können vor Demenz schützen

Endlich wissenschaftlich bestätigt: Hörgeräte können vor Demenz schützen

Eine großangelegte Studie der Shandong Universität bestätigt: Das Tragen von Hörgeräten reduziert das Demenzrisiko deutlich – um mehr als 42 %. Ein Zusammenhang wurde bereits lange vermutet und auch untersucht, doch noch nie in solch einem Umfang und mit einem so klaren Ergebnis. Die Studie ist die erste, die explizit den Zusammenhang zwischen der Verwendung von Hörgeräten und dem Risiko von Demenz untersuchte.



Fast eine halbe Million Daten wurden analysiert

Als Grundlage dienten Daten der UK Biobank, eine großangelegte Langzeitstudie in Großbritannien, die bereits im Jahr 2006 begann. Im Zeitraum von 2006 bis 2010 wurden Daten von über 450.000 Personen gesammelt. Davon verwertbar und analysierbar waren fast 440.000 Daten.

Die Teilnehmer gaben unter anderem Auskunft darüber, ob eine Hörminderung vorliegt und ob sie bereits an Demenz erkrankt sind. War das nicht der Fall, sind die Informationen des Probanden in die Studie miteingeflossen. Die mittlere Nachbeobachtungsdauer der Probanden betrug ca. 12,1 Jahre.

Schwerhörige ohne Hörgerät haben ein ca. 42 % höheres Demenzrisiko

Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass Menschen mit Hörverlust ohne Hörgerät ein um mehr als 42 % erhöhtes Demenzrisiko hatten. Menschen mit einem Hörverlust, die ein Hörgerät tragen, hatten kein erkennbar höheres Demenzrisiko als Menschen ohne Hörverlust. Die Verfasser der Studie gaben zudem an, dass bis zum Jahr 2050 voraussichtlich 150 Millionen Menschen weltweit von Demenz betroffen sein werden. Mit dem Ergebnis der Studie möchte man präventiv auf das Problem aufmerksam machen.

Die genauen Gründe sind bis heute nicht klar

Die Studie konnte zwar einen Zusammenhang zwischen unbehandelter Hörminderung und einem erhöhten Risiko für Demenz belegen, nicht aber die genauen Mechanismen. Es werden aber mögliche Gründe genannt, die wahrscheinlich ursächlich sind: Durch Unterforderung des Hörsinns werden Gehirnkapazitäten umverteilt, um einen Ausgleich zu schaffen, was nicht gelingt. Dadurch entstehen kognitive Beeinträchtigungen. Schwerhörige Menschen isolieren sich, was zu noch weniger Input und zu weiterem kognitiven Abbau führt.

Wer hingegen ein Hörgerät trägt, behält den auditiven Input bei – und dass das Auswirkungen hat, zeigt die Studie eindrücklich: Wer seine Hörminderung mit dem Tragen eines Hörgerätes ausgleicht, der reduziert sein Demenzrisiko um mehr als 42 %.

Fast jeder zweite Schwerhörige glaubt, dass kein Zusammenhang zwischen Hörverlust und Folgeerkrankungen besteht

Viele Menschen meinen, es gäbe keinen Zusammenhang zwischen einer Hörproblematik und anderen gesundheitlichen Problemen. In Deutschland denken das laut einer Studie aus dem Jahr 2022 rund 43 % aller befragten Schwerhörigen.

Es ist also wichtig, Betroffene zu sensibilisieren und über die möglichen Folgen einer unbehandelten Hörminderung aufzuklären. Eine unbehandelte Schwerhörigkeit kann neben Demenz noch weitere Folgen wie Depression oder Schlafstörungen mit sich bringen. Vereinbaren Sie bei Verdacht auf einen Hörverlust deswegen einen Termin bei einem Hörakustiker in Ihrer Nähe.

Zum Weiterlesen:

Studie: Viele Menschen unterschätzen die gesundheitlichen Folgen von Schwerhörigkeit

In Zahlen: Viel zu wenige Schwerhörige lassen sich versorgen

Unbehandelte Schwerhörigkeit macht unglücklich

Hörgeräte im Alltag: Reichen 9 Stunden am Tag aus?


Quellen:

https://www.thelancet.com/journals/lanpub/article/PIIS2468-2667(23)00048-8/fulltext

https://www.meinhoergeraet.de/de/news/studie-viele-menschen-unterschaetzen-die-gesundheitlichen-folgen-von-schwerhoerigkeit/4600


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