Studie: Viele Menschen unterschätzen die gesundheitlichen Folgen von Schwerhörigkeit

Studie: Viele Menschen unterschätzen die gesundheitlichen Folgen von Schwerhörigkeit

Eine Befragung von mehr als 1.300 Schwerhörigen kam zu einem überraschenden Ergebnis. 43 % der Teilnehmer gaben an, dass sie keinen Zusammenhang zwischen ihrem Hörverlust und anderen gesundheitlichen Problemen sehen. Fakt ist jedoch: Mehrere Studien kamen bereits zum Ergebnis, dass Schwerhörigkeit Depressionen, Bluthochdruck, Schlafstörungen oder auch Demenz begünstigen kann.




Depression wird am häufigsten mit Schwerhörigkeit in Verbindung gebracht   

Im Rahmen der EuroTrak-Studie wurden Schwerhörige mit und ohne Hörgeräteversorgung gefragt, welche Erkrankungen sie mit Schwerhörigkeit in Verbindung bringen. Hierbei konnten sie aus vorgegebenen Antwortmöglichkeiten eine oder mehrere auswählen. Mit 34 % war die am häufigsten genannte Krankheit Depression, gefolgt von Schlafproblemen mit 26 % und Bluthochdruck mit 21 %. Demenz als eine Folge von Hörproblematiken haben 16 % der Befragten angegeben. Außerdem gehen 11 % davon aus, dass Rückenprobleme im Zusammenhang mit Schwerhörigkeit stehen. Schlechtes Sehvermögen und Diabetes scheint für 10 % der Teilnehmer eine Folge zu sein.

In den Niederlanden wird Schwerhörigkeit weniger mit derartigen Folgeerkrankungen assoziiert: Dort denken nur 21 % der Befragten, Depression sei eine Folge, 16 % gaben Schlafprobleme und 10 % Bluthochdruck an. Niederländer sind also vorsichtiger, wenn es um die Benennung von gesundheitlichen Problemen in Folge einer Hörminderung geht. Südkorea hingegen stellt ein Extremum in anderer Art dar. Fast jeder 2. (48 %) geht davon aus, dass Depression eine Folge von Schwerhörigkeit ist. Auch die anderen Krankheiten wurden hier weit häufiger in Zusammenhang gesetzt.

Zwei Extreme: In Südkorea sind sich deutlich mehr Menschen der Folgen einer unbehandelten Schwerhörigkeit bewusst als beispielsweise in den Niederlanden.

Folgen von Schwerhörigkeit: Ein Großteil der Bevölkerung ist uninformiert

Überraschend ist dabei, wie viele Menschen davon ausgehen, es gäbe keinen Zusammenhang zwischen Hörproblemen und weiteren gesundheitlichen Problemen, nämlich 43 % aller befragten Schwerhörigen in Deutschland. In den Niederlanden sind es sogar 60 %.

Die Zahlen sind insoweit erstaunlich, da es eine Vielzahl an Studien zum Thema gibt, die einen Zusammenhang zwischen unbehandeltem Hörverlust und weiteren gesundheitlichen Folgen bestätigen. Unter anderem: soziale Isolation, Einsamkeit und Depression. Um zu verstehen, warum eine Schwerhörigkeit weitere gesundheitliche Folgen haben kann, muss man sich den Prozess des Hörens genauer ansehen.

Schwerhörigkeit führt zu anderen Beschwerden

Beim Hören werden die mechanischen Schallwellen im Innenohr in ein elektrisches, für das Gehirn wahrnehmbares Signal umgewandelt. Ist dieser Prozess gestört, kommt nur noch ein Teil der Informationen im Gehirn an. Die Folge ist eine dauerhafte Überforderung des Gehirns, da es versucht die fehlenden Höreindrücke zu kompensieren. Dazu greift es auf Kapazitäten aus anderen Bereichen wie der Motorik, der Aufmerksamkeit oder auch des Gleichgewichtssinnes zu. Zwar kann das Gehirn auf „Reserven“ zurückgreifen, doch diese sind begrenzt. Man spricht hierbei von einer gestiegenen Höranstrengung.

Das hat Auswirkungen aufs alltägliche Leben: Betroffene berichten unter anderem von Ermüdung oder auch Unsicherheit, weil die Sturzgefahr steigt. Letztendlich kann das zu sozialem Rückzug führen und damit zu Einsamkeit und Depression.

Unversorgte Schwerhörige leiden häufiger an geistiger und körperlicher Ermüdung

Die Frage danach, ob sich die Teilnehmer abends geistig oder körperlich erschöpft fühlten, bestätigte, dass eine unbehandelte Schwerhörigkeit Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit hat. Dazu wurden die Antworten der Hörgeräteträger, mit denen der Teilnehmer verglichen, die am stärksten von einer Hörminderung betroffen, aber nicht mit Hörgeräten versorgt sind. Das Ergebnis war klar: Die unversorgt Schwerhörigen gaben deutlich häufiger an, dass sie abends an körperlicher wie auch psychischer Ermüdung leiden.

Die Aussage, ob man sich abends physisch erschöpft fühlt, bejahten 12 % der Hörgeräteträger. Bei den Befragten, die am stärksten von einer Hörminderung betroffen, aber nicht versorgt sind, bejahten die Frage mehr als doppelt so viele Menschen, nämlich 28 %. Ähnlich war der Unterschied bei der Frage ob der abendlichen mentalen Ermüdung: 8 % der mit Hörgeräten versorgten fühlen sich abends erschöpft. Bei der anderen Gruppe sind es mit 18 % wieder mehr als doppelt so viele.

Die EuroTrak-Studie zeigt eindrücklich: Schwerhörigkeit äußert sich also nicht nur in der Hörproblematik, sondern kann weitreichende weitere Folgen haben. Doch oftmals ist im europäischen Raum das Bewusstsein für diesen Zusammenhang nicht gegeben. Klar ist, dass Hörgeräte weit mehr positive Auswirkungen haben als nur die Verbesserung des Hörens. Sie verhelfen zu einem besseren mentalen wie psychischen Wohlbefinden.

Wenn Sie also das Gefühl haben, an einer Hörminderung zu leiden oder in Ihrem Umfeld Symptome wie sozialen Rückzug bemerken, finden Sie über unsere Suche einen Hörakustiker in Ihrer Nähe, der Sie unverbindlich und umfangreich beraten wird.


Zum Weiterlesen:

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