Mega-Übernahme: EssilorLuxottica kauft GrandVision

Mega-Übernahme: EssilorLuxottica kauft GrandVision

Ray-Ban schluckt Apollo Optik

So könnte man es auch ausdrücken, wenn man in Deutschland bekannte Marken denkt. Am Ende des aktuellen Apollo Optik Werbespots heißt es "Das beste Apollo-Angebot aller Zeiten. Jetzt oder nie". Das nahm der Ray-Ban Mutterkonzern EssilorLuxottica offenbar wörtlich und unterbreitete dem niederländischen Brillen-Filialisten GrandVision, zu die deutsche Apollo Optik gehört, ein sagenhaftes Angebot.

Mit einer Übernahmeofferte von 7,2 Mrd. Euro liegt der Branchenriese noch deutlich über dem aktuellen Marktwert von GrandVision. Was bei dem Höhenflug der Aktie in den letzten Wochen wirklich ein kleines Kunststück ist. Es zeigt aber auch, wieviel Potenzial der französisch-italienische Megakonzern im Retailgeschäft sieht. Daher ist es auch sehr gut nachvollziehbar, dass sich die Verhandlungspartner bereits einig sind, und so die Konsolidierung in der Optik weiter vorangetrieben wird.

Ein Trend, der sich durch den kompletten Gesundheitssektor zieht und der nach den Gesetzen des Marktes auch ganz natürlich ist. EssilorLuxottica führt damit seine Einkaufstour fort, in deren Fahrwasser auch Anfang 2019 brille24.de den Besitzer wechselte. Der Vorreiter des deutschen Optik e-Commerce ist allerdings neben Marken wie Ray-Ban, Chanel, D&G, Prade, Versace und nun eben auch GrandVision absolutes Leichtgewicht im Markenportfolio des Megakonzerns.

Mit nur einer Übernahme direkt Marktführer

Das weltweite Filialnetzwerk von GrandVision kann sich sehen lassen. Die Zahlen sind beeindruckend.

Gemessen an den Filialen sieht sich Apollo als Marktführer in Deutschland und liegt mit rund 800 Standorten knapp vor Konkurrent Fielmann mit ca. 740 Fachgeschäften. Damit wird EssilorLuxottica im Handstreich also die Nummer Eins in Deutschland, und zählt  weltweit zusätzlich 6.200 weitere GrandVision Filialen.

Man wolle bei den Händlern vorerst nicht viel ändern, so ein Sprecher von GrandVision über die neue Führung. Es werde nur Alles noch effizienter und damit selbstverständlich profitabler. Außerdem denke man darüber nach, noch weitere Standorte zu eröffnen, um seine Marktführerschaft solide auszubauen. Davon, dass der französisch-italienische Konzernriese ein stiller Teilhaber werden könnte, sollte bei diesen Zukunftsaussichten wohl eher nicht ausgegangen werden.

EssilorLuxottica nimmt Fahrt auf und dürfte in seinen Expansionsbestrebungen auch nur schwer zu bremsen sein. Begünstigend kommt hinzu, dass der Ende 2018 ausgebrochene interne Führungsstreit zwischen Co-Chef Hubert Sagnières und Luxottica-Gründer Leonardo Del Vecchio wohl ausgestanden ist. Ein entsprechendes Agreement wurde noch vor der Hauptversammlung im Mai 2019 in Vertragsform gegossen und von beiden Seiten unterzeichnet.

Die Aktionäre des im EuroStoxx 50 gelisteten Unternehmens sahen diese Zementierung des Friedens mutmaßlich genauso erfreut wie den aktuellen Coup, mit nur einer einzigen Übernahme ein weltweit flächendeckendes Distributionsnetzwerk für die Konzernmarken aufzubauen.

HAL ist wieder einmal der Königsmacher für Konsolidierung

Möglich wurde der Deal erst durch einen alten Bekannten - die HAL Investments. Ihres Zeichens seit 1996 Hauptanteilseigner mit 76,7%, was Ende 2018 einer Investitionssumme von rund 3,75 Mrd. EURO entsprach.

Aufmerksamen Lesern dürfte der Name HAL noch von der 2016 stattgefundenen Übernahme von AudioNova (GEERS) durch Sonova ein Begriff sein (wir berichteten, siehe unten). Die mit 830 Mio Euro nicht gerade kleine Akquisition von damals 1.300 Fachgeschäften, davon 550 in Deutschland, legte seiner Zeit den Grundstein für Sonova, quasi ebenfalls über Nacht zum Marktführer in Deutschland zu werden. Nachdem der Investor HAL nun alle Schwergewichte abgestoßen hat,  ist er nur noch mit vergleichsweise kleinen Beteiligungen in der Gesundheitsbranche vertreten. 


Zum Nachlesen:

Der Hörgerätehersteller Sonova kauft AudioNova

Bundeskartellamt bewilligt Übernahme AudioNova durch Sonova

Sonova gibt Vereinbarung zur Übernahme von AudioNova bekannt


Ihr Autor: Falko Bräutigam

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