Sivantos kauft deutsches Hörgeräteportal Audibene

Hersteller Sivantos rückt näher an den Hörgeräte-Fachhandel.

Sivantos AudibeneWährend des US-amerikanischen Hörgerätekongresses AudiologyNOW! im texanischen San Antonio hat der Hörgerätehersteller Sivantos im März bekanntgegeben, dass das Unternehmen die Mehrheit des deutschen Hörgeräte-Portals Audibene gekauft hat. Sivantos, die ehemalige Hörgerätesparte von Siemens, vertreibt in Deutschland die Marken Siemens und Audio Service und wurde erst Ende letzten Jahres von der Siemens AG an den Finanzinvestor EQT und die Familie Strüngmann verkauft. Mit der Übernahme von Audibene rückt der Hersteller Sivantos nun an den Hörgeräte-Fachhandel heran. Denn die Internetseite Audibene infomiert Menschen, die von Schwerhörigkeit betroffen sind über Hörgeräte, berät sie telefonisch und vermittelt die Interessenten anschließend an ausgesuchte Partner-Hörgeräteakustiker in der jeweiligen Nähe der Interessenten. Der Hörgeräteakustiker analysiert danach die Hörminderung und kümmert sich um die eigentliche Versorgung mit Hörgeräten. Der Verkauf erfolgt dann wiederum über das Internetportal selbst. Für gesetzlich Versicherte übernimmt Audibene schließlich auch die Abrechnung mit den Krankenkassen. Ein sehr ähnliches Geschäftsmodell hat sich in der Augenoptik mit Portalen wie misterspex und brille24 in den letzten Jahren ebenfalls etabliert.

Audibene, die auch in der Schweiz und den Niederlanden agieren und in einer Reihe weiterer Länder mit ersten Angeboten aktiv sind, beschäftigt derzeit 180 Mitarbeiter und wurde 2012 in Berlin von Paul Crusius und Marco Vietor gegründet. Beide werden durch den Verkauf ihrer Anteile nun Aufgaben im Management bei Sivantos übernehmen und das Internetportal Audibene in Europa und sicher auch weltweit weiter vorantreiben. Das Wachstum von Audibene wurde in den letzten Jahren im Wesentlichen durch die Finanzinvestoren Acton Capital Partners und Sunstone Capital sowie einigen Business Angels unter Leitung von Stephan Schubert ermöglicht. Deren Anteile wurden mit der Transaktion ebenfalls von Sivantos übernommen.

Roger Radke, CEO Sivantos Gruppe, kommentiert den Kauf von Audibene: „Mit seiner einzigartigen Kombination der digitalen Medien, Telefonunterstützung und qualifiziertem Partner Netzwerk, ist es audibene in kurzer Zeit gelungen, Zielgruppen anzusprechen, die sich bislang dem klassischen Versorgungsweg verweigert haben. Diese Dynamik passt optimal zur zukunftsorientierten Neuausrichtung unseres Unternehmens.“

Nach eigenen Angaben erreicht Audibene über seinen Vertriebsweg über das Internet Schwerhörige deutlich früher. Denn oftmals entscheiden sich Schwerhörige erst nach einigen Jahren Wartezeit nach Feststellung der eigenen Hörminderung für den Gang zum Hörgeräteakustiker. In dieser wertvollen Zeit verlernt das Gehirn allerdings durch die fortwährende Schwerhörigkeit wesentliche Aufgaben beim Verstehen von Sprache und Geräuschen. 

Hörgerätehersteller etablieren sich im Fachhandel - Hörgerätemarkt im Wandel?

Für Deutschland lässt sich diese Aussage bejaen. Denn der deutsche Hörgerätemarkt galt bisher als Versorgungsmarkt, der für einen Herstellerunabhängigen Verkauf von Hörgeräten über Hörgeräteakustiker galt. Erst kürzlich informierte der Schweizer Hörgerätehersteller Sonova nach seiner Akquisition des deutschen Hörgeräteherstellers Hansaton, dass er im Zuge seiner Expension in den Fachhandel derzeit auch Inhaber von 100 Fachgeschäften in Deutschland ist. So ist es Sonova  möglich, neben dem eigentlichen Kerngeschäft, also die Entwicklung, Fertigung und dem Vertrieb von Hörgeräten an Hörakustik-Fachgeschäfte, den Verkauf seiner Hörgeräte selbst in die Hand zu nehmen. Was in anderen Ländern bereits gang und gebe ist, etabliert sich nun auch in Deutschland. Sonova vertreibt in Deutschland Hörgeräte der Marken Phonak Hörgeräte, Unitron und nun auch Hansaton.

Hörgeräte und Online-Handel

In Deutschland wie auch in den meisten anderen Märkten dürfen Hörgeräte nicht direkt online verkauft werden. Dies liegt insbesondere daran, dass Hörsysteme als Medizinprodukte klassifziert sind. Zudem ist die fachkundige Anpassung durch einen Hörakustiker wichtig, damit ein Produkt wirklich optimal auf die Bedürfnisse des Käufers angepasst werden kann. Jeder Hörverlust ist unterschiedlich und jeder Mensch hat unterschiedliche Wünsche und Hörsituationen, die im Alltag besonders wichtig sind. Moderne Hörgeräte-Technologie bietet viele Lösungen, doch müssen diese immer individuell auf den Hörgeräte-Träger abstimmt werden. Portale wie audibene oder Hearing Planet, eine Beteiligung von Sonova, bilden den Kaufprozess weitestgehend online ab, die Anpassung aber bleibt beim Akustiker. Kritiker sagen, dass die Verkauf und damit die richtige Wahl des Produktes eng miteinander verbunden sind und damit eine Trennung einer optimalen Anpassung im Wege stehen könnte.

Weitere Informationen:

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