Tinnitus Hörgeräte: Warum helfen Hörgeräte bei Ohrgeräuschen?

Tinnitus Hörgeräte

Je nach Studie ist mehr als ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland mindestens einmal im Leben von einem Tinnitus betroffen. Nicht selten ist ein Tinnitus chronisch und beeinträchtig die Lebensqualität stark durch unangenehme Ohrgeräusche. Es gibt viele Behandlungsmethoden über deren Wirkung es durchaus unterschiedliche Meinungen gibt. Professor Dr. Gerhard Hesse von der Tinnitus-Klinik in Bad-Arolsen sieht Hörgeräte als einen Schlüssel zur erfolgreichen Tinnitustherapie.

Ein subjektiver Tinnitus entsteht häufig, wenn durch eine Schädigung im Ohr Töne nicht oder nur schwach übertragen werden. Das Gehirn interpretiert die Information falsch und verarbeitet sie z.B. in Form eines Brummens oder Pfeifens. Aus diesem Grund gibt es oft einen Zusammenhang von einer dauerhaften Hörminderung und einem chronischen Tinnitus. Hier kann ein Hörgerät die Hörminderung ausgleichen und dafür sorgen, dass das Gehirn die verbesserten Signale wieder richtig verarbeitet und gleichzeitig aufhört, Ohrgeräusche zu erzeugen.

Die Prüfung, ob ein Hörverlust vorliegt, lässt sich sehr einfach bei einem HNO oder Hörgeräteakustiker durchführen. Ist der Tinnitus durch einen vorübergehenden Hörverlust,  z.B durch einen Hörsturz erfolgt, dann ist eine kurzfristige Behandlung wichtig, ein Hörgerät oft aber nicht notwendig. Gleiches gilt für Tinnitus-Patienten, die keinen Hörverlust haben und deren Tinnitus im Wesentlichen durch Stress hervorgerufen wurde.

Hörgeräte verbessern nicht nur die Sprachverständlichkeit, sondern bieten teilweise bestimmte Funktionen, die Ohrgeräusche mindern, bzw. das Gehirn ablenken. Im Rahmen der Verhaltens- und der Retraining-Therapie, lernt der Patient den Tinnitus zu "überhören". Hierbei helfen bestimmte Töne, wie z.B. Rauschen von Wasser oder sanfte Melodien, die durch ein Hörgerät oder einen sogenannten Noiser abgespielt werden. Die Kombination aus einer Verhaltenstherapie und einer teilweisen Behebung der Hördefizite soll deshalb die Erfolgswahrscheinlichkeit der Behandlung deutlich verbessern.

Wir zeigen Ihnen nun einige Beispiele für Hörgeräte mit speziellen Funktionen zur Tinnitus-Therapie:

Widex

Der Hersteller aus Dänemark bietet fast das gesamte Portfolio der Zen-Technolgie an. Widex hat dafür eigene musikalische Klänge entwickelt, die den Nutzer vom Tinnitus ablenken und beruhigend wirken. Sogenannte Fraktalklänge erzeugen harmonische, aber nicht vorhersagebare Zusammenhänge in Form einer Melodie. Die Hörgeräteträger kann zwischen 5 verschiedenen Klängen wählen und Tempo sowie Tonhöhe anpassen.

GN Resound

Das Resound LiNX² bietet zwar keine eigene Technologie an, ist dafür aber durch die direkte Integration mit dem iPhone sehr flexibel. Es gibt eine Vielzahl an Tinnitus-Apps, egal ob mit beruhigenden Klängen oder sogennannten Noisern. Diese können direkt mit dem Hörgerät gekoppelt werden. Ein Vorteil  wenn ein Patient z.B. schon erfolgreiche Erfahrungen mit einer bestimmten Methode gemacht hat.

Siemens

Auch Siemens Hörgeräte hat sich entschlossen, vom Einstiegs-Hörgerät bis hin zum Premium-Segment Tinnitus-Funktionen anzubieten. Das Unternehmen setzt dabei auf ein sanftes Rauschen, welches beruhigend wirkt und den Tinnitus im Gehirn überblendet. Diese Technologie wird auch häufig in den sogenannten Noisern angewandt. Die Funktion ist einfach von Akustiker zuschaltbar und kann konfiguriert werden.

Oticon

Ria 2 Pro, Nera 2 und Alta 2 gibt es in einer speziellen Tinnitus Variante. Diese Kombigeräte erzeugen ein Geräusch, vergleichbar mit Meeresrauschen. Dieses sog. "weiße Rauschen" überlagert im Gehirn die störenden Ohrgeräusche. Zusätzlich ist eine Tinnitus-App verfügbar, die über das Smartphone beruhigende Entspannungsklänge einspielt. Der Nutzer kann z.B zwischen dem Knistern eines Lagerfeuers oder Waldgeräuschen wählen.

Phonak

Mit Audéo Q bietet Phonak ebenfalls ein Kombigerät zur Tinnitus-Anwendungen. Auch hier kommt ein Rauschen zum Einsatz, welches von den Ohrgeräuschen ablenkt. Die Funktion ist in allen Preisstufen verfügbar, allerdings auf Geräte mit externen Hörer limitiert.

Neben den genannten Produkten bieten auch andere Hersteller, wie z.B Hansaton Tinnitus-Hörgeräte an.

Wurde bei Ihnen ein Tinnitus und ein Hörverlust diagnostiziert, so suchen Sie am Besten einen Hörgeräteakustiker in Ihrer Nähe auf und lassen sich dort beraten. Ein Tinnitus erzeugt Stress, vermindert die Lebensqualität und kann sogar zu Depressionen führen. Je früher eine Therapie erfolgt umso besser!

 

Foto: Widex Dream - Quelle: widex.com