Viagra kann Schwerhörigkeit verursachen

Viagra kann Schwerhörigkeit verursachen

Mindestens 50 % aller Männer über 40 Jahren berichten über erektile Dysfunktionen. Die häufigste Behandlungsmethode dagegen: der Wirkstoff Sildenafil. Er steckt in Medikamenten wie Viagra oder anderen Generika. In Deutschland erhalten jährlich fast 400.000 Männer ein Potenzmittel zur Behebung ihrer Erektionsstörungen. Seit vielen Jahren steht Viagra, genauer der Wirkstoff PDE-5, allerdings auch in Verdacht, Schwerhörigkeit oder Tinnitus auszulösen. Und inzwischen hat sich dieser Verdacht bereits in mehreren Studien bestätigt.


Bereits seit 2010 sind die Nebenwirkungen bekannt

Eine großangelegte Studie der Universität von Alabama in Birmingham, USA, kam bereits 2010 zu dem Ergebnis, dass es einen Zusammenhang zwischen auftretendem Hörverlust und Potenzmitteln gibt. Dazu wurden Daten von rund 11.500 Männern über 40 Jahren untersucht. Die Studie fand heraus, dass die Einnahme von Potenzmitteln mit dem Wirkstoff PDE-5 ein erhöhtes Risiko einer plötzlich auftretenden oder auch dauerhaften Schwerhörigkeit begünstigen kann.

Verschreibungspflicht bliebt bestehen

Wie viele andere Potenzmittel mit dem Wirkstoff PDE-5, kann Viagra auf Dauer ernsthafte Folgen mit sich bringen - zum Beispiel Schwerhörigkeit.

Trotz der hohen Anzahl an Konsumenten sind Viagra und andere Generika bis heute verschreibungspflichtig. Ende 2021 wurde versucht, die Verschreibungspflicht für diese Medikamente aufzuheben. Dieser Vorschlag wurde jedoch durch einen Sachverständigenausschuss beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte einstimmig abgelehnt.

Begründet wurde die Entscheidung mit den vielen Nebenwirkungen – zum Beispiel Schwerhörigkeit – die die Einnahme dieser Präparate mit sich führen können. Eine weitere Begründung: Erektionsstörungen können Vorboten ernster Erkrankungen sein, beispielsweise eines Schlaganfalls oder eines Herzinfarktes. Eine genaue Untersuchung und Aufklärung seien unerlässlich, so die Erklärung des Ausschusses.

Kontinuierliche Einnahme von Viagra erhöht das Hörverlust-Risiko

Die Liste der in der Packungsbeilage aufgeführten Nebenwirkungen ist lang. Unter anderem findet sich dort „spontan auftretende Schwerhörigkeit oder Taubheit“ als Nebenwirkung mit einer Häufigkeit von 1-10 von 10.000. Eine andere Studie kam in einer kleinen Stichprobe zu dem Ergebnis, dass die Wahrscheinlichkeit, schwerhörig zu werden mit der Häufigkeit der Einnahme von Potenzmitteln mit dem PDE-5-Hemmer steigt. Genauer: bei vielen Probanden trat nach 12-tägiger kontinuierlicher Einnahme des Mittels eine sensorineurale Schwerhörigkeit auf, ehe sich ein tiefgreifender bilateraler Hörverlust entwickelte. (Quelle)

Was hat der PDE-5-Hemmer mit dem Gehör zu tun?

PDE-5-Hemmer blockieren das Enzym Phosphodiesterase-5, welches für den Botenstoff cGMP abbaut. Letzteres sorgt für die Erschlaffung der glatten Muskulatur in den Gefäßen des Penis. Ist der Stoff cGMP vorhanden, strömt mehr Blut in das Gewebe ein. Es wird vermutet, dass dieser Prozess nicht nur in der Muskulatur des Penis stattfindet, sondern auch in den Zellen des Ohres. Das Gewebe im Ohr ähnelt in Teilen dem des männlichen Glieds, sodass das Potenzmittel auch im Ohr die Durchblutung anregt und das sensible Hörsystem stört, was das Hörvermögen nachhaltig beeinträchtigen kann.


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