Auch 2015 waren Hörgeräte beliebter denn je

Hörgeräteanbieter profitieren auch 2015 von höheren Zuschüssen.

Offenbar kurbeln die erhöhten Krankenkassen-Züschüsse für Hörgeräte die Nachfrage dauerhaft an. Hörgeräteakustiker hatten für das Jahr 2015 einen Einbruch befürchtet, da die Umsätze 2014 um ein Drittel nach oben geschossen waren. Doch die Befürchtung hat sich nicht bewahrheitet, wie das Marktforschungsunternehmen GfK berichtet.

Demnach haben Akustiker in den ersten neun Monaten 875.000 Hörgeräte verkauft. Das sind nur 4.000 Hörhilfen weniger als im Vorjahreszeitraum. Geschäftsführer Alexander Kind vom gleichnamigen Marktführer aus Großburgwedel dazu: „Wir sind auch für das laufende Jahr guter Dinge.“ Für den aktuellen Erfolg von Hörgeräten gibt es drei Gründe:

  1. Das Bundessozialgericht hat Schwerhörigen das Recht auf eine bessere Versorgung zugesprochen. Deshalb haben die Krankenkassen ihren Zuschuss für Hörgeräte von 420 auf 785 Euro pro Ohr erhöht – also fast verdoppelt (siehe: Hörgeräte Zuzahlung Krankenkasse).
  2. Die Hörgeräte von heute haben ihren „schlechten Ruf“ von früher abgelegt, denn sie sind inzwischen so unauffällig, dass sie von anderen gar nicht bemerkt werden. Scham ist schließlich eine der häufigsten Ursachen, warum Menschen nichts gegen ihre Schwerhörigkeit unternehmen. Außerdem sind die Hörhilfen mittlerweile auf einem solch technisch hohem Niveau, dass niemand mehr vor einem unangenehmen Rauschen im Ohr „Angst haben“ muss. Mehrere Kanäle, die Unterdrückung von Rückkopplungen und störendem Schall sowie mindestens drei Hörprogramme gelten als Standard. Darüber hinaus ist es sogar möglich, ein Hörgerät mit einem Smartphone zu verbinden, um Hörerlebnisse so einfach wie möglich zu gestalten (siehe ausführlicher: Das perfekte Doppel: Smartphone und Widex Hörgeräte). Die modernen Hörgeräte unserer Zeit stehen also für optimales Klangerlebnis und pure Lebensfreude.
  3. Außerdem hat der Marktführer Kind seine Preise gesenkt: 70 Prozent der Kunden erhalten ein Hörgerät ohne eigene Zuzahlung - also praktisch zum Nulltarif. So ein Angebot setzt die Konkurrenz natürlich unter Druck. Über ihre Margen verrät die Hörgeräteakustiker-Branche bekanntlich nichts. Aber sie muss ansehnlich sein, wenn sogar Neulinge wie der Brillenhändler Fielmann in das Geschäft einsteigen. Fielmanns mittelfristiges Ziel: ein Netz von 200 Hörgeräte-Abteilungen.

Der Hörgerätebedarf ist weiter am Wachsen

Am 8. Januar 2016 hat fr-online.de Jakob Stephan Baschab (seit 2002 Hauptgeschäftsführer der Bundesinnung der Hörgeräteakustiker) zum Thema „Hörgerätebedarf“ interviewt. So wie der Marktführer Kind kann auch er bestätigen, dass die Nachfrage nach Hörgeräten deutlich zugenommen hat. Gegenüber dem Jahr 2013 sei der Geräteabsatz 2014 um 30 Prozent gestiegen. Baschab ergänzt: „Im Jahr 2015 konnte das erreichte Niveau aller Voraussicht nach gehalten werden. Der Markt hat allerdings noch einige Luft nach oben.“ Laut seinen Angaben besitzen derzeit ca. drei Millionen Menschen ein Hörgerät und er geht davon aus, dass weitere drei Millionen versorgt werden müssen. Dennoch betont Baschab, dass noch immer zu viele schwerhörige Menschen aus Scham kein Hörgerät möchten. Seine Meinung hierzu: „Erst langsam gibt es hier einen Wandel, weil das Thema Schwerhörigkeit gesellschaftlich immer offener diskutiert wird. Und dann stellen die Patienten dank der Erfahrungen von Freunden und Bekannten fest, dass Hörgeräte heutzutage nicht mehr rosa, groß und unbequem sind, sondern klein und unauffällig. Und sie helfen sehr gut. Die Hörgeräteakustik ist eindeutig eine Wachstumsbranche.“

Auch 2014 war ein Jahr mit hohen Absatzzahlen

Wie bereits erwähnt, war schon 2014 ein Erfolgsjahr. Die GfK berichtete damals, dass der deutsche Hörgerätemarkt auf über eine Milliarde gewachsen ist. Das Umsatzplus für 2014 lag im Vergleich zum Vorjahr bei 34% (1,3 Milliarden Euro). Insgesamt haben Hörgeräteakustiker 2014 rund 1,2 Millionen Hörhilfen abgegeben. Welche Hörgeräte-Bauformen Akustiker am häufigsten verkauft haben und welche Gründe es dafür gibt, erfahren Sie im Artikel „Rekordjahr 2014: Hörgeräte beliebt wie nie“.