Der Vergleich: Signia Xperience und Oticon Opn

Der Vergleich: Signia Xperience und Oticon Opn

Signalverarbeitungsstrategien mit höchster Präzision

Abgekupfert oder wirklich neu? Solche oder ähnliche Gedankengänge schleichen sich oftmals unweigerlich in unsere Köpfe, wenn wir von Hörgeräte-Neuheiten hören oder lesen. Möglicher Auslöser auf dem EUHA 2019 war die Einführung der neuen Technologieplattform Signia Xperience mit integrierten Bewegungssensor. „Höre, was dich bewegt!“ mutet daher ein selbstbestimmtes Hören an: Der Träger entscheidet, was er hören will. Ist uns das nicht schon mit der Einführung des Hörsystems Oticon Opn begegnet, so ganz ohne Bewegungssensor?

Welche Signalverarbeitungsstrategien werden verwendet?

Schauen wir uns mal die beiden unterschiedlichen Philosophien an.

Oticon Open Sound Navigator (OSN)

360° Hören mit dem Oticon OpenSound Navigator  
© Oticon

Natürlich verbindet beide Hersteller der Anspruch mit ihren Hörsystem-Technologien die gute Kommunikation in lauten Umgebungen bestmöglich aufrechtzuerhalten. Die aktuelle Technologie, mit der Oticon dies umsetzt, ist der Open Sound Navigator (OSN). Kennzeichnend für den OSN ist die Aufhebung der direktionalen Richtcharakteristik, die Trägern ein selbstbestimmtes Hören ermöglicht und zusätzlich kognitive Aktivitäten im Gehirn anregt. Hier greift Oticons BrainHearing-Konzept.

Signia Dynamic Soundscape Processing (DSP)

Signia verfolgt in erster Linie den technologischen Ansatz, das Hören für Betroffene so leicht wie möglich zu machen. Zur besseren Analyse und präziseren Verarbeitung der Hörumgebung nutzt Signia Xperience in seiner Signalverarbeitungsstrategie Dynamic Soundscape Processing (DSP) daher erstmalig einen integrierten Bewegungssensor. Kennzeichen der DSP ist die Verarbeitung der Hörumgebung in sogenannten Layern, um gewonnene Hörinformationen der direktionalen und der omnidirektionalen Richtcharakteristik zu vereinen und damit die facettenreiche Wahrnehmung der gesamten Hörumgebung zu erhalten.

Unterschied im Hören zwischen Oticon Opn und Signia Xperience

Grundsätzlich verwenden beide Signalverarbeitungsstrategien den Signal-Rausch-Abstandes (SNR) und eine Direktionalität zur Beurteilung und Gewichtung der Hörumgebung.

Signia Dynamic Soundscape Processing erfasst mehr Details der Hörumgebung als je zuvor
© Signia

Oticon nutzt eine rückwärtige Direktionalität als Basis für ein 360° hören. Von hinten, eingehende Geräusche bilden dabei die Basis zur Gesamtgewichtung der Hörumgebung und damit zur Schaffung eines natürlichen Raumgefühls, nahezu wie bei Normalhörenden. Zudem werden stetig die Eingänge der Mikrofone auf beiden versorgten Ohrseiten miteinander abgeglichen. Geräusche, die von vorn oder seitlich kommen, unterliegen in ihrer Verarbeitung einem schnellen Sprach-Störlärmmanager, um Sprache als solches prominent zu erhalten. In Kombination mit dem Verzicht des Fokussierens der Mikrofone auf Sprache können Träger selbst entscheiden, auf wen oder was sie sich beim Hören konzentrieren möchten.

Auch Signia arbeitet mit einem Sprach-Störlärmmanagement, steuert aber zusätzlich in einem zweiten Layer frequenzselektiv die Direktionalität. Um das persönlich gewünschte Verstehen für den Träger so leicht wie technisch nur möglich zu machen, nutzt Signia seine Ultra HD e2e Verbindung in 48 Kanälen und erweitert die die Wirkungsweise seiner Richtmikrofone um das sogenannte binaurale Beamforming. Das ermöglicht Hörgeräteträgern/innen eine Fokussierung von bis zu 20 Grad in die Front.  Zusätzlich triggert die Signalverarbeitung einen Bewegungssensor, welcher die Achsbeschleunigung misst und daraus Bewegungsprofile, wie Gehen, Laufen oder Rennen ableitet. So können selbst bei Spaziergängen in einer sehr lauten Umgebungen Gespräche mit Partnern geführt werden, welche seitlich laufen und von einer herkömmlichen Direktionalität nicht hervorgehoben werden konnten.

Bildlich gesprochen zeigt der Bewegungssensor also den Hörsystemen, was der Träger wirklich hören möchte. Während der eine Layer also den Signal-Rausch-Abstand von ankommenden Geräuschen zur Erleichterung der räumlichen Orientierung optimiert, ermöglicht der zweite Layer ein leichteres Verstehen von Gesprächspartnern, ohne auf Details seiner facettenreichen Hörumgebung verzichten zu müssen.

Oticon Opn

Signia Xperience

Chip

64 Mio Transistoren 135 Mio Transistoren
Arbeitsweise

SNR und rückwärtsgerichtete Direktionalität

SNR und frontale Direktionalität

Störschallschätzung

500x pro Sekunde 500x pro Sekunde

Störschallschätzung bis max. 6dB

bis zu 12dB
Störschallreduzierung - Geschwindigkeit 10ms Reaktionszeit 2ms Reaktionszeit

Entscheidend: Hörbedarf und Kundentyp 

Ein klarer Sieger ist mit dem Vergleich nicht zu ermitteln. Sowohl Oticon als Signia bieten exzellente Signalverarbeitungsstrategien, die das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Betroffenen enorm steigern können. Während Oticon den Ansatz zur Steigerung der kognitiven Leistung forciert, impliziert das leichtere Hören bei Signia die Steigerung des persönlichen Wohlfühlfaktors. Letztendlich entscheidet auch hier der Hörgeschmack des Kunden!


Quellen:
Oticon Opn Whitepaper 
Signia Xperience Whitepaper

{AUTOR-BIANCA}