Sonova will zwei Hörgerätehändler an Amplifon verkaufen

Sonova will zwei Hörgerätehändler an Amplifon verkaufen

Sonova forciert Retailgeschäft

Bereits letzte Woche verkündete Sonova sein Verkaufsvorhaben zweier nicht zum Kerngeschäft gehörender Retail-Einheiten an den italienischen Hörgerätehändler Amplifon. In Portugal möchte sich Sonova von seinem Retailer MiniSom, mit 75 Fachgeschäften und Shop-in-Shop Verkaufsstellen trennen, um sich auf die Schlüsselmärkte zu konzentrieren. Auch in Frankreich finden Verhandlungen statt, 55 Fachgeschäfte in Frankreich des erst 2016 erworbene AudioNova Retailnetzwerk hier an Amplifon zu verkaufen. Beide Verkaufsvorhaben wurden von den jeweiligen Vertragsparteien unterzeichnet und liegen aktuell der Regulierungsbehörde zur Genehmigung vor.

Der Verkauf steht laut Pressemitteilung der Sonova "ganz im Zeichen der Strategie der Gruppe, sich auf ausgewählte Schlüsselmärkte zu konzentrieren". Besonders in Frankreich möchte Sonova die Synergien mit dem professionellen und audiologischen Retail- und Servicenetz der 2008 gekauften Marke AuditionSanté nutzen. Im Vergleich zu den französischen AudioNova- Fachgeschäften mit drei regional begrenzten Hauptstandorten, ist AuditionSanté flächendeckend in Frankreich und umfasst damit eine weitflächige Absatzregion.

130 Fachgeschäfte an Amplifon zu verkaufen- Verlust für Sonova?

MiniSom und AudioNova an Amplifon verkauft

Zusammen mit MiniSom und AudioNova stehen damit 130 Fachgeschäfte zum Verkauf von Sonova an Amplifon bereit. Beide Retaileinheiten haben einen Jahresumsatz von knapp 25 Millionen Euro. Ein Verlust für Sonova? Laut Aussage diverser Analysten wird sich der Verkauf nahezu unwesentlich auf die Ergebnisse des aktuellen Geschäftsjahres 2016/2017 auswirken. Auch wenn der Umsatz etwas geringer ausfallen dürfte, so wird der operative Gewinn kaum beeinflusst werden. Vielmehr sehen Analysten der Commerzbank eine Bestätigung einer fokussierter Retail-Strategie von Sonova durch die Straffung des Retail-Portfolios.

„Die Nähe zu den Endkunden ist für uns sehr wichtig, wir wollen ihnen durch professionellen Service und individuell abgestimmte Hörlösungen einen echten Mehrwert bieten.“ bestätigt Lukas Braunschweiler, CEO der Sonova Holding, in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin Moneycab den Kurs der Sonova.

Trendwende Endverbraucherverhalten: Verbundenheit zu Hersteller soll wachsen

Die strategischen Aufkäufe in den letzten 8 Jahren von marktrelevanten Unternehmen, wie dem Retail-Netzwerk AudioNova, Hansaton, Audia, Bruckhoff, und Advanced Bionics, verschaffte Sonova ein nahezu umfassendes Produkt- und Dienstleitungsportfolio. Synergien die Sonova nutzen möchte, um eigene Produktionen über eigene Fachgeschäfte zu verkaufen. So soll laut Lukas Braunschweiler, jedes siebte Hörgerät, das bei Sonova produziert wird, auch über eigene Ladentische gehen. Zudem plant Sonova einen stärken Ausbau seines Social Media Bereichs, um Endverbraucher zunehmend über digitale Kanäle anzusprechen und zu gewinnen.

Lukas Braunschweiler erklärt: „Die meisten Hörgeräteträger sind im Augenblick noch mehr mit ihrem Akustiker als mit dem Hörgerätehersteller verbunden. Das ändert sich aber zunehmend, weil digitale Medien es uns erlauben, direkt mit den Endkunden in Kontakt zu treten. Diese Ansprache wollen wir weiter ausbauen und intensivieren, um so auch das Bewusstsein für das Thema Hören und Hörverlust zu steigern. Sehr wichtig ist aber auch unsere gute Beziehung zu den Hörakustikern. Mit innovativen Hörlösungen überzeugen wir sie davon, ihren Kunden unsere Produkte zu empfehlen.“

Individualität und Markenbildung essentiell

Für kleinere Hörgeräte-Unternehmen in Frankreich und Portugal steigt somit die Herausforderung sich mit Individualität und gezielter Markenbildung von den Großunternehmen abzuheben. Während die Mund-zu-Mund-Empfehlung der eigenen Kunden immer noch die wertvollste Werbung zur Kundengewinnung ist, steigt im Gegenzug auch die Herausforderung die Unternehmens-Präsenz über die digitalen Kanälen und Social Media Bereiche auszuweiten. 

Quelle:
-Moneycab: Lukas Braunschweiler, CEO Sonova, im Interview
-Finanznachrichten
-Pressemitteilung Sonova 16.1.2017
-Bild: Sonova, Pixabay